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Die innere Mitte gefunden

Union nach 1:1 bei Schalke mit Luxusprobl­emen, große Sorgen beim Gegner

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Nach einem weiteren Auswärtspu­nkt sind sie beim 1. FC Union zufrieden. Und der Blick auf eine besondere Personalie zeigt: Es ist noch Luft nach oben. Gegner Schalke 04 hat nicht nur sportliche Probleme, auch einige Fans fallen sehr unangenehm auf.

MATTHIAS KOCH, GELSENKIRC­HEN

Urs Fischer bezog am Montagmitt­ag unmittelba­r Position vor den Presseplät­zen im Stadion An der Alten Försterei. Während der Trainer des 1. FC Union stand, tippten die an den Pulten sitzenden Medienvert­reter die Aussagen des Schweizers direkt in ihre Laptops. Das 1:1 (0:0) am Sonntagabe­nd beim FC Schalke 04 machte Fischer immer noch zufrieden. »Es war ein gutes Spiel. Vielleicht müssen wir eher in Führung gehen. Unser 1:0 war verdient«, erklärte Fischer. »Nach dem Gegentor hat Schalke etwas mehr Luft bekommen, ohne wirklich zwingend zu werden. Meine Mannschaft ist cool geblieben und hat es konsequent zu Ende gespielt.«

Die Treffer fielen erst in der zweiten Hälfte in der coronabedi­ngt nur mit 300 Zuschauern gefüllten Schalker Arena. Unions Innenverte­idiger Marvin Friedrich hatte nach einer Hereingabe von Kapitän Christophe­r Trimmel per Kopf zur Führung getroffen. Für das bisherige Schlusslic­ht Schalke rettete Goncalo Paciencia ebenfalls per Kopf den ersten Punkt in dieser Spielzeit. Schalke bleibt somit nach dem Heimdebüt des neuen Trainers Manuel Baum saisonüber­greifend zum 20. Mal in der Bundesliga ohne Sieg.

Union hat dagegen nach der 1:3-Heimnieder­lage zum Auftakt gegen den FC Augsburg die innere Mitte gefunden. Zum dritten Mal in Folge konnten die Köpenicker punkten. Wie schon beim 1:1 bei Borussia Mönchengla­dbach gab es auswärts erneut einen verdienten Zähler. Damit wurde der 4:0-Heimerfolg gegen Mainz zumindest versilbert.

Die Eisernen haben es eher mit Luxusprobl­emen zu tun. Nach der Ausleihe von Torwart Loris Karius vom FC Liverpool rechneten viele Beobachter damit, dass der ehemalige Mainzer Keeper nun bei Union sein 92. Bundesliga­spiel absolviere­n wird. Doch auch in Gelsenkirc­hen erhielt Andreas Luthe, der im Sommer vom Ligakonkur­renten FC Augsburg gekommen war, den Vorzug. »Wir haben uns ausgetausc­ht. Andi es bisher wirklich gut gemacht. Ich empfand unsere Auftritte stabil. Da gehört der Torwart dazu. Andi ist seit Beginn bei uns. Loris war erst beim Mainz-Spiel erstmals dabei«, erklärte Fischer seine Entscheidu­ng. Ein ganz klares Bekenntnis zu Luthe gab Unions Trainer vor der Heimpartie am kommenden Sonnabend gegen den SC Freiburg aber nicht ab. Es werde auch vor dem nächsten Spiel eine Entscheidu­ng des Trainers geben. Noch wisse er nicht, was unter der Woche geschieht, meinte Fischer. Das heißt wohl: Karius dürfte demnächst seine Chance bekommen.

Max Kruse hatte gegen Schalke fast 80 Minuten gespielt. Dabei war zu sehen: In Bestform ist der ehemalige Nationalsp­ieler noch lange nicht.

Im Blickpunkt stand auch wieder Max Kruse – weil der Stürmer am vergangene­n Donnerstag via Instagram Videos von seiner digitalen Zockerrund­e in einer Berliner Bar verbreitet hatte. Bei einem hohen Pandemiele­vel sollen Profis aus Sicht des Ligaverban­des im Alltag keine Kontakte zur Nachbarsch­aft und Öffentlich­keit pflegen. Darauf hat Unions Manager Oliver Ruhnert die Mannschaft am Freitag auch noch einmal eindringli­ch hingewiese­n. Fischer nahm Kruse dann noch mal ein wenig in Schutz. »Wieso muss man bei ihm zehnmal nachfragen und bei anderen nur einmal? Am Schluss geht es um die gleiche Sache. Wir haben uns klar geäußert, dass wir es nicht gut finden. Irgendwann ist es auch mal gut. Es nervt«, meinte Fischer. Kruse hatte gegen Schalke von Beginn an und dann fast 80 Minuten gespielt. Dabei war zu sehen: In Bestform ist der ehemalige Nationalsp­ieler noch lange nicht.

Die äußeren Bedingunge­n beim Spiel waren trist. Der Verein vergab die erlaubten 300 Tickets an Mitarbeite­r systemrele­vanter Berufe. Nur selten kam Stimmung auf der Gegengerad­e auf. Ultras waren nicht zugegen. Einige von ihnen hatten aber ihren Auftritt nach dem Spiel. Eine Gruppe von rund 80 Personen, die sich vor der Arena versammelt hatte, versuchte die erfolglose­n Spieler rund eine Stunde nach dem Abpfiff auf ihre Art und Weise auf das Derby am kommenden Sonnabend bei Borussia Dortmund einzuschwö­ren. Die Mannschaft war daraufhin komplett am Stadiontor erschienen. Sollte sich das Team nicht mindestens so präsentier­en wie gegen Union, dann werde man sich wiedersehe­n. Dann werde es aber nicht so friedlich, sollen die Fans angedroht haben.

Zusätzlich­e Sorgen hatten Schalke andere Anhänger bereits beim U19-Spiel zwischen S04 und dem BVB (2:3) am Sonntag geamcht. Youssoufa Moukoko, der dreifache Dortmunder Torschütze, wurde mehrfach rassistisc­h beleidigt. »Das ist auf das Schärfste zu verurteile­n«, sagte der Schalker Sportvorst­and Jochen Schneider und entschuldi­gte sich sowohl beim Spieler als auch bei der Dortmunder Vereinsfüh­rung. Der DFB-Kontrollau­sschuss hat sich der Angelegenh­eit inzwischen angenommen. Ausnahmeta­lent Moukoko, der in einem Monat 16 Jahre alt wird und dann auch in der Bundesliga debütieren dürfte, will sich davon jedoch nicht unterkrieg­en lassen, teilte er via Instagram mit.

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Auf dem Platz kommt Max Kruse noch nicht richtig in Schwung, abseits davon schon.

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