Kunst und Literatur für eine gute Sache
Es gab niemanden, dem ich hiervon erzählen konnte. Niemanden, dem ich ein Bild schicken konnte. Dabei wollte ich das, was ich sah, was ich erlebte, teilen. Genau wie er. Der Einsamkeit entkommen. »Du bist nicht alleine«, sagte die Stimme in meinem Kopf und lachte hysterisch. »Du stehst mit einem wildfremden Mann in der Wildnis. Wenn er will, schubst er Dich in der nächsten Sekunde den Hang herunter. Niemand wird Dich vermissen.«
AUSZUG AUS DER IN DER ANTHOLOGIE ENTHALTENEN GESCHICHTE »ALGINA« DER AUTORIN MEIKE EGGERS
Das Projekt »Tage der Isolation« vereint namhafte und weniger bekannte Künstler von 5 Kontinenten für ein gemeinsames Anliegen, das sich in zwei E-Books niederschlägt: Eines bündelt als Anthologie Texte von 102 Autoren aus 14 Ländern, das andere ist Fotos, Gemälden und Skulpturen von 182 bildenden Künstlern aus 21 Ländern vorbehalten. Mit dem Verkauf werden ein humanitäres und ein Projekt für Indigene in Brasilien sowie eine in Mosambik für Familien in Not tätige christliche Stiftung unterstützt. In allen Fällen geht es um Menschen, deren Lebensbedingungen sich angesichts der Covid-19-Pandemie und der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen der Krise weiter dramatisch zu verschlechtern drohen. Für die sämtlich ohne materielle Honorierung am Buchprojekt Mitwirkenden bedeutete ihre Arbeit nicht nur einen Beitrag zur Hilfe für andere. Auch für sie selbst bot sich eine Möglichkeit sinnvoller Betätigung in Zeiten von Lockdowns und sozialer Distanzierung, eine Form des Auswegs aus der Isolation. In ihren Arbeiten können sich sich äußern und so mit der Welt verbinden. Das Herz der internationalen Kooperation schlägt in Brasilien, das die Verantwortungslosigkeit seiner Machtelite in der Coronakrise besonders bitter zu spüren bekommt. Die Bildhauerin Maria Vieira de Souza gab den Anstoß, ihre in Deutschland lebende Landsfrau Edimara Condé Arouca und der Maler Ruben Zacarias aus Mosambik bilden den Kern des Teams, das aus der Idee Wirklichkeit werden ließ. »Hoffentlich trägt die Erfahrung der Isolation tatsächlich dazu bei, dass wir bald in einer besseren Welt leben«, schreibt der brasilianische Experte für zeitgenössische und naive Kunst Oscar D'Ambrosio in seinem Editorial, »nicht nur frei von Covid-19, sondern auch anderen wirtschaftlichen und sozialen Übeln.«