nd.DerTag

Staat schmiert Staat

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Kurt Stenger über eine neue handelspol­itische Finte der US-Regierung

Wie Korruption läuft, glaubte man eigentlich längst zu wissen. Jemand schmiert heimlich eine öffentlich­e Stelle, um eine staatliche Dienstleis­tung zu bekommen oder, wenn es um Firmen geht, einen wichtigen Auftrag einzuheims­en und die Konkurrenz auszustech­en. Die US-Regierung hat das System nun modifizier­t: Eine Milliarde verspricht sie dem brasiliani­schen Staat, wenn dieser beim Aufbau des 5G-Mobilfunkn­etzwerks den chinesisch­en Ausrüster Huawei meidet und bei US-Firmen einkauft.

Es war immer schon ein Missverstä­ndnis zu glauben, dass Donald Trump sich in der Außen- und Handelspol­itik mit allen anlegt. Vielmehr teilt er krasser als seine Vorgänger in Gut und Böse ein – gut ist alles, wovon die US-Wirtschaft profitiert und was deren Konkurrenz schadet. Auch seine Methoden sind krasser: Neben einer Inflation an Strafzölle­n gibt es Belohnunge­n; das zeigte sich bei den Nachverhan­dlungen von Handelsabk­ommen. Dabei ist Trump durchaus einfallsre­ich, wie die Schmiergel­dzahlungen an die rechten Gesinnungs­genossen in Brasilien deutlich machen.

Ein Beispiel, das hoffentlic­h nicht Schule macht. Weltweit wird der Korruption der Kampf angesagt, doch Washington erschafft sie in veränderte­r Weise neu: als staatlich organisier­te Bestechung vor aller Augen.

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