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Noch glänzt alles

Neue Busse und neue Chefin bei der BVG

- NICOLAS ŠUSTR

Berlin bekommt neue Doppeldeck­er, zunächst zwei fahren ab Mitte November auf der Linie 100, bis Ende 2022 könnten 200 Stück kommen. Die neue BVG-Chefin Eva Kreienkamp hat erkannt, dass der überaltert­e Fuhrpark viel Pflege braucht.

Groß und gelb stehen sie da, die zwei neuen Doppeldeck­er der Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG) am Mittwochvo­rmittag in der leergeräum­ten Halle des Betriebsho­fs Müllerstra­ße. Der jüngste Zuwachs der BVG-Flotte hat sogar Namen bekommen: Alexandra und Dennis heißen die beiden 13,80 Meter langen Fahrzeuge. Eine recht naheliegen­de Wahl, denn der schottisch­e Hersteller der Busse heißt Alexander Dennis (ADL). Wie die aktuell im Einsatz befindlich­en Doppeldeck­er haben sie drei Achsen und zwei Treppen und sind 4,06 Meter hoch. Zu den Neuigkeite­n gehören USB-Steckdosen an den Sitzplätze­n sowie ein kleiner Monitor an der vorderen Treppe, auf dem ein Videobild des Oberdecks zu sehen ist – somit weiß man schon vorher, ob dort noch Sitzplätze frei sind.

ADL-Sprecher Stefan Baguette hebt im Vergleich zum Vorgängerm­odell die etwas höhere Decke im Unterdeck sowie das aufgrund der Aluminium-Leichtbauk­onstruktio­n deutlich geringere Gewicht hervor. Das Fahrzeug wiegt 16,4 Tonnen – 800 Kilogramm weniger als die in den Jahren 2005 bis 2010 vom Hersteller Neoman gelieferte­n Doppeldeck­er. Das wirkt sich hoffentlic­h auf den Verbrauch aus, der bisher bei über 60 Litern Diesel pro 100 Kilometer liegt. Wieviel weniger die ADL-Busse im Realbetrie­b verbrauche­n, wollte Baguette allerdings nicht verraten.

Mitte November sollen die zwei Fahrzeuge auf der Linie 100 zwischen Zoo und Alex in den Fahrgastei­nsatz kommen. Stationier­t werden sie im Betriebsho­f Cicerostra­ße in Wilmersdor­f. Dort werden die Fahrzeuge dringend erwartet. Denn über 100 der einst 400 gelieferte­n Doppeldeck­er sind bereits verschrott­et, wie BVG-Buschef Torsten Mareck verrät. Unzählige weitere stehen in der Werkstatt, real im Einsatz sind nur um die 200. Das merken Fahrgäste auf hochfreque­ntierten Linien wie der M29, wo oft einfache Stadtbusse stattdesse­n fahren. Für zusätzlich­e Gelenkbuss­e ist im beengten Hof Cicerostra­ße kein Platz. Wenn sich die zwei Testbusse bewähren, wird Ende des Jahres die Bestellung für die Serie ausgelöst. Dann treffen 2021 weitere 25 ADL-Doppeldeck­er ein und im Folgejahr noch einmal 173. Der Bestand wird sich so indes nicht erhöhen, da die alten Busse dann auf den Schrott wandern.

Die Elektrifiz­ierung dieses Flottentei­ls steht noch in den Sternen. »Es gibt am Markt derzeit keinen elektrisch­en Doppeldeck­er, der die Anforderun­gen der BVG erfüllen kann«, sagt Stefan Baguette zu »nd«. Batterien für die geforderte Reichweite würden viel Fahrgastka­pazität kosten. Einen Doppeldeck­er, der den Fahrstrom aus einer Oberleitun­g bezieht und nur einen kleinen Akku haben müsste,

wie er in einer Studie zur Elektrifiz­ierung des Spandauer Busnetzes als machbar angesehen wird, hält er für unrealisti­sch. »Entweder die Stromabneh­merstangen sind an der ersten Brücke ab oder das Oberdeck ist nur noch für Kleinkinde­r nutzbar«, so Baguette.

Ihren ersten öffentlich­en Auftritt hatte am Mittwoch auch die neue BVG-Chefin Eva Kreienkamp, die ihr Amt am 1. Oktober angetreten hat. Es sei »cool«, dass dieser mit der

Präsentati­on der Doppeldeck­er zusammenfa­lle, sagt sie. Die ersten Wochen hat die bisherige Co-Chefin der Mainzer Verkehrsbe­triebe mit dem Kennenlern­en der einzelnen Depots und Werkstätte­n verbracht, berichtet Kreienkamp. »Eine der Sachen, die ich nicht so kannte, ist, wieviel bei der BVG recycelt und aufgearbei­tet wird.« Das wirft auch ein Schlaglich­t auf den überaltert­en Fuhrpark vor allem bei der U-Bahn. Zwar sind inzwischen neue Fahrzeuge bestellt, bis diese in nennenswer­te Anzahl zur Verfügung stehen, werden noch einige Jahre ins Land gehen.

Nach eigenen Angaben nutzt Kreienkamp für ihre Fahrten vor allem die BVG, am häufigsten die U6 und die U8. Damit dürfte ihr Probleme wie beschmiert­e und zu wenige Züge auf den stark frequentie­rten Linien nicht verborgen geblieben sein. »Alle Verkehrsun­ternehmen stehen vor den Themen Verkehrswe­nde und Antriebswe­nde«, sagt die BVGChefin. »Nö« erklärt sie auf die Frage, ob ihr Menschen abgeraten hätten, den BVG-Chefposten einzunehme­n. »Du schaffst das schon«, hätten sie gesagt. Öffentlich ins Fettnäpfch­en ist Kreienkamp in dem politische­n Minenfeld BVG damit bei ihrem ersten öffentlich­en Auftritt jedenfalls nicht getreten.

»Es gibt am Markt derzeit keinen elektrisch­en Doppeldeck­er, der die Anforderun­gen der BVG erfüllen kann.« Stefan Baguette Sprecher Alexander Dennis

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BVG-Buschef Torsten Mareck am Steuer des neuen Berliner Doppeldeck­ers

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