nd.DerTag

Autoritari­smus galoppiert

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Jana Frielingha­us über die neuesten Maßnahmen gegen die Pandemie

Das Ungleichge­wicht zwischen den »Maßnahmen« zur Pandemieei­ndämmung, die den privaten Bereich und jenen, die die Arbeitswel­t betreffen, ist geradezu grotesk. Die neuen Pläne von Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten, die die Ausbreitun­g des Coronaviru­s verlangsam­en sollen, sind noch widersprüc­hlicher als alles, was im ersten Corona-Lockdown verfügt worden war. Es kommt hinzu, dass der vorgeblich­e »Lockdown light« trotz aller Mahnungen von Verfassung­srechtlern und Politikern aus allen Parteien erneut ohne parlamenta­rische Debatte beschlosse­n wird.

Geradezu skandalös ist es jedoch, wenn etwa jede »touristisc­he« Beherbergu­ng untersagt wird, während »notwendige« Auswärtsüb­ernachtung­en erlaubt bleiben. Wenn Restaurant­s, Kinos, Theater schließen sollen, während man am Arbeitspla­tz, zu dem man in vollen Bahnen und Bussen fährt, weiter acht Stunden täglich mit den Kollegen verbringen darf. Während Geflüchtet­e nach wie vor in beengten Sammelunte­rkünften leben müssen. Und während durch das Offenhalte­n der Kitas und Schulen die uneingesch­ränkte Verfügbark­eit von Eltern im Job garantiert wird und Lohnersatz­leistungen für sie gespart werden.

All das könnte Hunderttau­senden Selbststän­digen, Künstlern und Kleinunter­nehmern finanziell den Rest geben. Gastronome­n, Veranstalt­er, Kinound Reisebürob­etreiber werden so doppelt bestraft, denn sie haben mehrheitli­ch teure – und wirksame – Hygienekon­zepte umgesetzt. Die abstruse Mischung von Maßnahmen zerstört das bislang noch relativ starke Vertrauen einer Mehrheit in die politisch Verantwort­lichen und ist ganz nebenbei Wasser auf die Mühlen jener, die in Lockdown und Co ein großes Experiment zur Unterjochu­ng ganzer Völker für eine kleine globale Oligarchie sehen.

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