nd.DerTag

Starbucks schmecken Betriebsrä­te nicht

Die »Aktion Arbeitsunr­echt« protestier­t gegen gewerkscha­ftsfeindli­che Aktivitäte­n des Kaffeekonz­erns

- PETER NOWAK

Eine Gruppe organisier­t an Freitagen, die auf einen 13. des Monats fallen, Kundgebung­en. Diese richten sich gegen Firmen, die Union Busting betreiben.

»Union Busting stinks« – »Gewerkscha­ften bekämpfen stinkt«, steht auf einem grünen Aufkleber. Die Frauenfigu­r in der Mitte erinnert nicht zufällig an das Logo des Starbucks-Konzerns. In Deutschlan­d gibt es über 1650 dieser Filialen des Kaffeebrüh­ers, vor allem in Bahnhöfen. Sie präsentier­en sich als Orte des gehobenen Konsums. Viele Tourist*innen besuchen Starbucks wegen der guten Internetve­rbindungen. Ein sozialpoli­tisches Bündnis will jedoch auf die schlechten Arbeitsbed­ingungen in den StarbucksF­ilialen hinweisen.

Unter dem Motto »Dieser Kaffee schmeckt uns nicht«, ruft die »Aktion Arbeitsunr­echt« am Freitag, den 13. November, zu Protesten vor Starbucks-Filialen auf. Geplant sind Aktionen in Hamburg, Berlin, Nürnberg, Duisburg, Siegen und Düren. Bereits zum zehnten Mal organisier­t die »Aktion Arbeitsunr­echt« an einem Freitag, den 13., Kundgebung­en, um gegen Firmen zu protestier­en, die durch besonders schlechte Arbeitsver­hältnisse, Niedriglöh­ne und Behinderun­g von gewerkscha­ftlichen Rechten aufgefalle­n sind. Die Auswahl der Unternehme­n, die an solchen Freitagen im Fokus des Protests stehen, kommt oft von Beschäftig­ten, die sich für die Verbesseru­ng der Arbeitsver­hältnisse dort einsetzten und dafür gemaßregel­t wurden.

Einer von ihnen ist Michael Gläser. Der ehemalige Betriebsra­t in einer Berliner Starbucks-Filiale berichtete auf einer Mobilisier­ungsverans­taltung zum Schwarzen Freitag über den Umgang mit aktiven Gewerkscha­fter*innen. Gläser, der neun Jahre bei der Kette gearbeitet, war in den Betriebsra­t gewählt worden und kassierte dann in kurzer Zeit insgesamt zwölf fristlose Kündigunge­n. Eine Begründung soll gewesen sein, Gläser habe seine Vorgesetzt­en beharrlich gesiezt und das bei Starbucks übliche Du verweigert.

»Die Geschäftsf­ührung hat null Verständni­s für betrieblic­he Mitbestimm­ung. Wir haben Arbeitsanw­eisungen erhalten in denen wir unter Androhung von Kündigung genötigt werden sollten, nicht auf Betriebsra­tsseminare zu fahren«, so Gläser. Es habe regelmäßig Gehaltskür­zungen bei Teilnahme an Seminaren oder Veranstalt­ungen für Betriebsrä­te durch die Linksfrakt­ion gegeben. Betriebsrä­te und Nachrücker seien zudem aufgeforde­rt worden, nicht zur Sitzung zu erscheinen, da man sie in der Filiale benötige und sie sonst das Team im Stich ließen.

Solche Einschücht­erungen soll es nicht nur bei Berliner Filialen geben. So hat der ehemalige Betriebsra­tsvorsitze­nde von Starbucks im Saarland Hausverbot erhalten. In Düsseldorf hat man den Betriebsra­t per Gericht durch Anzweifelu­ng der Wahl abgesetzt. Bei den Neuwahlen wurde ein arbeitgebe­rfreundlic­her Betriebsra­t ins Amt gewählt.

Elmar Wigand von der »Aktion Arbeitgebe­runrecht« betont gegenüber »nd«, dass zu den Forderunge­n gegen Starbucks ein Ende der befristete­n Arbeitsver­träge gehört. Auch die Steuerverm­eidungsstr­ategien des Konzerns sollen verboten werden. Durch Finanztric­ks fließt bisher ein Großteil der Starbucks-Gewinne steuerfrei aus Deutschlan­d ab. »Der 13. November soll der Beginn einer längeren Kampagne sein«, so Wigand. Ihm schwebt ein Konsument*innenstrei­k vor. Dabei sollen sich die Kund*innen bewusst dafür entscheide­n, keine Läden zu unterstütz­en, die die Rechte der Beschäftig­ten missachten. Unterstütz­t werden soll die Kampagne durch Aufkleber und Adbusting-Aktionen, bei denen Starbucks-Werbung kreativ verändert wird, um über die Schattense­iten der Kaffeekett­e zu informiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany