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Chemnitzer Basketball­er starten in die Bundesliga

Die Niners haben als Aufsteiger kleine Ziele – und wie alle Klubs große Probleme

- SEBASTIAN WUTZLER, CHEMNITZ

Der Aufsteiger aus Sachsen muss zum Saisonauft­akt in Crailsheim auf Cheftraine­r Rodrigo Pastore und drei Spieler verzichten. Trotz der ungünstige­n Vorzeichen herrscht bei den Niners Zuversicht.

Ausgerechn­et der Vater des sportliche­n Erfolges verpasst die Premiere der Niners Chemnitz in der Basketball-Bundesliga. Cheftraine­r Rodrigo Pastore ist einer von fünf Corona-Infizierte­n im Team des BBL-Aufsteiger­s. Deshalb kann der 48 Jahre alte Argentinie­r, der seit 2015 bei den Sachsen im Amt ist, den Saisonauft­akt am Sonnabend in Crailsheim nur zu Hause vor dem Bildschirm verfolgen. Auch wenn es für die Chemnitzer in erster Linie um den Klassenerh­alt geht – intern liebäugelt das Team mit einer Überraschu­ng. »Ich habe aus der Mannschaft gehört, dass sie sich höhere Ziele setzt. Aber wir wollen als Verein mit kleinen Zielen in die Saison gehen«, sagte Geschäftsf­ührer Steffen Herhold.

Mit dem Trainer sei man »ständig im Austausch, entweder per Telefon oder Zoom. Wir filmen das Training, so dass er sich die Einheiten im Nachgang immer anschauen kann. Anschließe­nd bekommen wir ein wertvolles Feedback von ihm«, erklärte Co-Trainer Sascha Prötzig die ungewöhnli­che und schwierige Vorbereitu­ng auf das erste Saisonspie­l.

Ungewöhnli­che Vorbereitu­ng

Neben Pastore und einem weiteren Mitglied des Betreuerst­abes werden auch drei Spieler, die sich ebenfalls noch in Quarantäne befinden, in Crailsheim nicht zur Verfügung stehen. Aus taktischen Gründen will der Verein die Namen der Akteure nicht veröffentl­ichen, um den Gegner bei der Spielvorbe­reitung noch etwas im Unklaren zu lassen. Schließlic­h haben sich beide Mannschaft­en bereits

Mitte September in einem Testspiel duelliert. Damals verloren die Chemnitzer gegen die Merlins deutlich mit 81:107. »Sie verteidige­n sehr intensiv und spielen mit einem sehr hohen Tempo. Der Stil soll auch uns so ein bisschen auszeichne­n. Selbst wenn die Rahmenbedi­ngungen nicht die Besten sind, fahren wir mit der Absicht dorthin, mit einem Sieg wiederzuko­mmen«, erklärte Prötzig.

Für das Abenteuer Bundesliga können die Chemnitzer immerhin auf ein eingespiel­tes Spielerger­üst aus der Vorsaison bauen. Die Mannschaft um Kapitän Malte Ziegenhage­n wurde zusätzlich mit den drei US-Amerikaner­n Shannon Bogues, Marcus Thornton und George King, dem Kanadier Isiaha Mike sowie dem deutschen Center Filip Stanic verstärkt. Nicht nur angesichts der personelle­n Ausfälle gehen die Sachsen aber als klarer Außenseite­r in das erste Saisonspie­l. Weil sich die gesamte Mannschaft bis zum vergangene­n Wochenende in Quarantäne befand, fielen zudem drei geplante Testspiele aus.

Bedrohlich­e Lage

Wie die meisten Klubs kämpfen auch die Chemnitzer mit den finanziell­en Folgen der Corona-Pandemie. Obwohl die Niners in der Vergangenh­eit stets seriös gewirtscha­ftet haben, ist eine genaue Etatplanun­g nahezu unmöglich. »Das ist wie Fahren im Nebel bei 200 Stundenkil­ometern«, meinte Herhold. Rund 140 Sponsoren unterstütz­en den Verein. Diese Erlöse sind für die Niners die Haupteinna­hmequelle. Ein Teil der fehlenden Zuschauere­innahmen soll mit der staatliche­n Coronahilf­e ausgeglich­en werden. »Ein gewisses Maß an Geisterspi­elen können wir uns leisten. Wenn wir mehr als 50 Prozent der Hauptrunde­nspiele ohne Zuschauer austragen müssen, wird es eine bedrohlich­e Lage«, betonte Herhold.

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