nd.DerTag

Standpunkt­e Leo Fischer über die Kultur in der Krise; Ulrike Henning zum Infektions­schutzgese­tz; Fabian Hillebrand über Querdenker-Proteste; Simon Poelchau zum Luftverkeh­rsgipfel

Ulrike Henning

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Das Infektions­schutzgese­tz als Ganzes stammt aus dem Jahr 2001, aus Zeiten, als sich noch niemand eine Pandemie mit den aktuellen Ausmaßen vorstellen konnte. Trotzdem wird an dem bereits einmal ergänzten, immer noch wenig eindeutige­n Gesetz seit Ausbruch er Coronakris­e länger als ein halbes Jahr festgehalt­en. Und: es soll noch im November ein weiteres Mal ergänzt werden, nicht in der Substanz, sondern nur einen Paragrafen betreffend. Dort soll eine Liste der Maßnahmen eingefügt werden, die teilweise auch Grundrecht­e einschränk­en.

Die Bundesregi­erung hält weiter an der Illusion fest, dass die Aufnahme der Liste diese Maßnamen gerichtsfe­st machen würde. Das ist durchaus nicht der Fall, wie auch etliche Opposition­spolitiker und sogar die SPD am Freitag im Bundestag monierten. Die Bundesländ­er, die CoronaRege­ln bisher oft an den Parlamente­n vorbei als Verordnung­en verabschie­deten, sehen sich zunehmend Klagen dagegen ausgesetzt.

Der jetzige Entwurf sieht nicht einmal vor, unter welchen Voraussetz­ungen und zu welchem Zweck die momentan 15 »Schutzmaßn­ahmen« von Ausgangs- bis Reisebesch­ränkungen angewendet werden dürfen. Gerade jetzt, wenn täglich Rekorde bei den Ansteckung­szahlen gerissen werden, scheinen Teile der Bundesregi­erung darauf zu setzen, dass das Erschrecke­n darüber jede gesetzlich­e Präzision überflüssi­g macht und ein Durchregie­ren ohne Rücksicht auf Grundgeset­z und Parlament opportun ist. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Fachaussch­üsse des Bundestage­s den aktuellen Entwurf nicht unveränder­t zur zweiten Lesung durchwinke­n.

erwartet bessere Gesetzesvo­rlagen

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