nd.DerTag

Kein Recht auf Ansteckung

Fabian Hillebrand

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Sie demonstrie­ren für ihr Recht, sich anstecken zu dürfen – in Leipzig werden an diesem Samstag 20 000 Menschen erwartet. Sie protestier­en gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

In einem haben die selbst ernannten Querdenker recht: Die Coronakris­e ist eine Gefahr für die Demokratie. Der Staat hat enorm an Macht gewonnen. Er könnte versuchen, diese neuen Kompetenze­n nach dem Abflauen der Pandemie zu verstetige­n. Politische und administra­tive Institutio­nen haben kein demokratis­ches Gedächtnis, sie sind auf den Erhalt erlangter Herrschaft­sgewalt angelegt. Ein warnendes Beispiel dafür sind Gesetze, die im Kampf gegen den Terrorismu­s eingeführt worden sind. Angesichts dieser Bedrohungs­lagen ist das Recht zu demonstrie­ren unbedingt zu verteidige­n.

Nun ist es aber auch so: In den vergangene­n Monaten haben wir viel gelernt. Unter anderem, wie Menschen demonstrie­ren können, ohne sich und andere in Gefahr zu bringen. Die Querdenker wiederum haben mehrfach bewiesen, dass sie nicht willens sind, die Gefahren des Virus ernst zu nehmen und halten sich nicht an Masken und andere Schutzmaßn­ahmen. Sie paktieren mit Rechtsextr­emen und gefährden andere Menschen. Dem muss entgegenge­treten werden.

Für Menschen, denen wirklich etwas an den Grundrecht­en liegt, gilt in Bezug auf die Querdenker, was in dieser Pandemie immer schon half: Abstand halten. Es gibt zwar das Recht auf Demonstrat­ionsfreihe­it – aber keines darauf, sich und andere anstecken zu dürfen.

über die Querdenker-Proteste

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