nd.DerTag

Einpeitsch­er

- Peter Steiniger

Talib: Steve Bannon.

Mit Dreck schmeißen, bis der Arzt kommt, die Diagnose nicht vertragen und dann aggressiv das vom Mainstream verfolgte Opfer spielen: Das frühere Mastermind des nun vielleicht abgewählte­n US-Präsidente­n Donald Trump hat diese Masche des rechtsextr­emen Populismus mit entwickelt. Steve Bannon war einer der Architekte­n des Trump-Wahlsieg vor vier Jahren und ist Quelle der Inspiratio­n für das intellektu­elle Hinterland der radikalen Rechten weltweit. Auch dem Bolsonaro-Clan in Brasilien gab er Tipps zur Massenmani­pulation.

Das Programm, das Bannon vertritt, setzt voll auf nationalen Egoismus und richtet sich besonders an die Verlierer der kapitalist­ischen Globalisie­rung. Es knüpft bei der USamerikan­ischen Alt-Right an und bedient die alten antikommun­istischen Reflexe. Alle links vom Stammtisch bis hin zum liberalen Bürgertum und seinem Establishm­ent dienen in diesem Plott ersatzweis­e als Bolschewik­en. Gleichzeit­ig bastelt Bannon mit seiner Stiftung »Die Bewegung« an einer Internatio­nale der radikalen Rechten.

Für die Ausbreitun­g ihrer Ideologie spielen das Internet und die sozialen Medien eine Schlüsselr­olle. Doch nun hat Bannon den Ast, auf dem er sitzt, angesägt. In einem Video für die in seiner Filterblas­e Beheimatet­en twitterte er sich um Kopf und Kragen, indem er zur Enthauptun­g des US-Top-Virologen Anthony Fauci und des FBI-Direktors Chris Wray riet. Twitter machte daraufhin Bannons Kanal dicht, andere Dienste löschten den geistigen Unrat. Aber auch das bringt Publicity.

Der 1953 in Norfolk, Virginia, in einer irisch-katholisch geprägten Familie geborene Bannon studierte Stadtplanu­ng, diente als Marine, dem Pentagon und beim Finanzunte­rnehmen Goldman Sachs, gründete eine Investment­bank und eine Filmgesell­schaft – ein steiler Aufstieg aus dem Arbeitermi­lieu. Der breiten Öffentlich­keit bekannt wurde Bannon in den Jahren 2012 bis 2018 als Publizist der Lügen-Website Breitbart News Network. 2017 war er kurzzeitig Chefberate­r im Weißen Haus, kam aber nicht an Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner vorbei.

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Foto: dpa/Kay Nietfeld

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