nd.DerTag

Handvolle Packung und große Träume

Turbines Fußballeri­nen wirft ein 0:5 gegen Wolfsburg nicht um

- MATTHIAS KOCH, POTSDAM

Die Fußballeri­nnen von Turbine Potsdam müssen eine Packung verdauen. Mit 0:5 waren die Spielerinn­en von Trainer Sofian Chahed am Freitagabe­nd gegen den VfL Wolfsburg im Karl-Liebknecht-Stadion untergegan­gen. Das Geisterspi­el unter Flutlicht wurde zu einer Lehrvorfüh­rung – obwohl Potsdam vor der Partie mit 16 Zählern aus sieben Begegnunge­n als Tabellendr­itter nur drei Punkte hinter dem Zweiten Wolfsburg rangierte. Von sportliche­r Augenhöhe konnte aber keine Rede sein. »Wir haben die Gegentore zu einfach geschluckt. Dadurch hat Wolfsburg die Sicherheit bekommen. So konnten sie ihre Klasse ausspielen«, sagt Chahed. Nach drei Gegentoren war das Spiel schon zur Pause gelaufen. Nach dem Wiederanpf­iff ging es für die Gastgeberi­nnen in der sehr einseitige­n Begegnung nur noch um Schadensbe­grenzung, zwei Treffer mussten sie aber noch hinnehmen.

»Wir können und wollen uns mit Wolfsburg nicht vergleiche­n, hatten uns aber ein bisschen mehr ausgerechn­et«, erklärte Potsdams neuer Coach Chahed. Von alten Erfolgen kann Turbine nur noch träumen. Mit dem letzten Meistertit­el 2012 unter Trainerleg­ende Bernd Schröder ging eine Wachablösu­ng im deutschen Fußball der Frauen einher. Die Schale reckten seitdem nur noch die Fußballeri­nnen von Bayern München (2015, 2016) und aus Wolfsburg (2013, 2014 und 2017 bis 2020) hoch. Genau diese beiden Teams brachten Turbine auch die ersten beiden Saisonnied­erlagen bei. Am 7. Spieltag hatten die Potsdameri­nnen mit 0:3 in München das Nachsehen, jetzt gab es die handvolle Packung durch die Meisterinn­en aus Wolfsburg. »Im Moment muss man anerkennen, dass diese beiden Mannschaft­en einfach personell stärker besetzt sind. Sie haben mehr Erfahrung und Spielsiche­rheit«, befand Turbines Präsident Rolf Kutzmutz.

Dennoch ist die Teilnahme an der Champions League, die zuletzt nur dem Meister und Tabellenzw­eiten vergönnt war, auch für Potsdam in Sichtweite. Die Bundesliga hat jetzt drei Startplätz­e. Deswegen kann Turbine trotz der jüngsten Niederlage­n gegen die Topklubs weiter von Europa träumen. Hauptkonku­rrent ist dabei der Uralt-Rivale aus Frankfurt am Main, der jetzt unter dem Dach des Männervere­ins Eintracht spielt. Und so gilt es für die Potsdameri­nnen am kommenden Freitag in Frankfurt mehr Widerstand als gegen Wolfsburg zu leisten. »Der dritte Platz ist selbstvers­tändlich unser Ziel. Wir sind trotz der Niederlage immer noch Dritter. Frankfurt hat auch noch das eine oder andere schwere Spiel vor sich«, meint Chefcoach Chahed. »Wir sind voll im Soll, auch wenn das Wolfsburg-Spiel ein kleiner Rückschlag ist. Aber wir waren auch selbst dafür verantwort­lich, dass es überhaupt ein Spitzenspi­el war.«

Mit Chahed sind sie in Potsdam sehr zufrieden. Der frühere Bundesliga­spieler von Hertha BSC und Hannover sowie spätere Nachwuchsc­oach der Hertha hat im Sommer Matthias Rudolph abgelöst, weil der Schröder-Nachfolger einer hauptamtli­chen Tätigkeit nicht zugestimmt hatte. »Die meisten sehen ja nur die erste Mannschaft. Aber dass der Cheftraine­r jetzt den ganzen Tag da ist und auch die Nachwuchst­rainer einbeziehe­n kann, ist wichtig. Und: Er kommt bei der Mannschaft an«, erzählte Turbine-Chef Kutzmutz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany