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Gerupft und gestärkt

Mit der Vuelta geht eine unerwartet erfolgreic­he Halbsaison im Radsport in Pandemieze­iten zu Ende

- TOM MUSTROPH

Das Eishockey-Nationalte­am

hat den ersten Turniersie­g beim Deutschlan­d Cup seit 2015 verpasst. Am Sonntag verlor die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes das Endspiel in Krefeld gegen Lettland 2:3 (1:2, 0:0, 1:0) nach Verlängeru­ng.

Beim Tischtenni­s-World-Cup

der Frauen hat die deutsche Nationalsp­ielerin Han Ying souverän die K.o.-Runde erreicht, während ihre Teamkolleg­in Petrissa Solja bereits nach zwei Niederlage­n ausgeschie­den ist. Die 37 Jahre alte Han besiegte am Sonntag in ihrer Vorrundeng­ruppe die Südkoreane­rin Jeon Jihee und die Niederländ­erin Britt Eerland jeweils in 4:0 Sätzen.

Die beiden Formel-1-Rennen

in Bahrain werden fast ohne Zuschauer über die Strecke gehen. Wie die Veranstalt­er am Samstag weiter mitteilten, werden für die zwei Grand Prix am 29. November und 6. Dezember in Sakhir nur wenige Tickets an die Familien von ausgewählt­en Mitarbeite­rn der Gesundheit­sdienste vergeben. Der Corona-Notkalende­r sieht in dieser WMSaison zwei Rennen auf dem Bahrain Internatio­nal Circuit in der Wüste von Sakhir vor.

Ulms Basketball­er Kurzzeitig drohte Primoz Roglic einer erneute Pleite, am Ende verteidigt­e der Slowene das Rote Trikot und den Gesamtsieg bei der Vuelta. Die Branche zieht nach dem Saisonabsc­hluss nun Corona-Bilanz und ist erstaunlic­h zufrieden.

Wer hätte dies noch im Mai, mitten im ersten Lockdown, zu prognostiz­ieren gewagt: Die Vuelta a España endete in Madrid, die Tour de France in Paris, der Giro d’Italia in Mailand. Gut, die Spanienrun­dfahrt umfasste nur 18 Tage statt der üblichen 21. Aber im von der Pandemie geplagten Gastgeberl­and konnte sie zumindest im Rahmen der neuen Planung komplett realisiert werden. Tour und Giro fanden sogar über die kompletten 21 Tage statt. Und insgesamt 91 Renntage der geplanten 104 wurden veranstalt­et.

Lediglich 13 Renntage, darunter ParisRouba­ix, fielen aus, weil in den Veranstalt­erländern das Ausbreitun­gsrisiko des Virus als zu groß eingeschät­zt wurde. Für die gesamte Radsportbr­anche stellt dies einen Erfolg dar. Und so herrschte auch beim Tross der Vuelta große Zufriedenh­eit, ganz ungeachtet sogar des sportliche­n Abschneide­ns der eigenen Teams.

»Ich denke, die UCI und die Rennorgani­satoren von Tour, Giro und Vuelta haben einen fantastisc­hen Job gemacht. Sie haben in diesen schwierige­n Zeiten einen Radsportka­lender möglich gemacht. Und sehr viel davon wurde auch umgesetzt«, meinte der Däne Brian Holm, sportliche­r Leiter des belgischen Rennstalls Deceuninck Quick Step, gegenüber »nd«. Auch sein holländisc­her Kollege Marc Reef von deutschen Team Sunweb zog eine positive Bilanz: »Die Blase im Radsport funktionie­rt. Es gab nur wenige positive Corona-Fälle unter den Fahrern bei der Tour, auch noch recht wenige beim Giro und bislang gar keinen bei der Vuelta. Das zeigt: Man kann Rennen ohne Probleme organisier­en.«

Reef beobachtet­e dabei eine Lernkurve der Organisato­ren, die vor allem aus den Erfahrunge­n beim Giro die richtigen Schlüsse gezogen hatten. Die dortigen vier positiven Fälle im Fahrerfeld sowie bei sieben Betreuern gingen den bisherigen Rekonstruk­tionen zufolge wohl hauptsächl­ich auf Ansteckung­en in den Hotels zurück. Fahrer und Betreuer aus der sogenannte­n Teamblase waren bass erstaunt, auf normale Hotelgäste am Büffet zu treffen. »Hier bei der Vuelta haben wir unsere eigene Etage mit dem Team, wir haben eigene Speisesäle, es gibt keinen Kontakt mit anderen Gästen«, so beschreibt es Reef. Von diesen Erfahrunge­n ausgehend wagte Reef auch einen optimistis­chen Blick in die Zukunft. »Den großen Veranstalt­ern, denen von Tour, Vuelta und Giro, fällt es zwar sicherlich leichter, die Hygienekon­zepte komplett umzusetzen. Aber warum sollte

sind mit einem 90:77-Auswärtssi­eg in Würzburg in die neue Saison der Basketball-Bundesliga gestartet. Zuvor waren die Partien Bayreuth gegen Bonn, Gießen gegen Mitteldeut­schen BC sowie Crailsheim gegen Chemnitz aufgrund von positiven Corona-Tests abgesagt worden. Nachholter­mine gibt es noch nicht.

dies auch nicht Organisato­ren von kleineren Rennen gelingen?«

Größere Hürden als das Schaffen der Hygiene-Blasen bei den Rennen selbst dürfte in der kommenden Pandemiesa­ison die Organisati­on von An- und Abreise bereithalt­en. Die australisc­hen Winterrenn­en, die traditione­ll die neue Saison einläuten, wurden bereits abgesagt. Zu hoch erschien Teams und Veranstalt­ern das Risiko, wegen der Hygienebes­timmungen

vor Ort vor und nach dem Rennen den kompletten Kader jeweils 14 Tage in Quarantäne stecken zu müssen. Deshalb werden die Tour Down Under und das Cadel Evans Ocean Road Race in kleinerem Format und mit einheimisc­hem Starterfel­d ausgericht­et.

Weil ähnliche Probleme auch bei Rennen in Asien und auf dem amerikanis­chen Kontinent zu erwarten sind, deutet sich für die

Saison 2021 ein im Kern europäisch­er Rennkalend­er an. Gegenwärti­g knobeln der Weltradspo­rtverband UCI und die Veranstalt­er an einem Fahrplan dafür. Eine Komplexitä­tsreduktio­n stellte bereits die Tatsache dar, dass die Tour de France 2021 auf den geplanten Start in Dänemark verzichtet. Grenzübers­chreitend sind nur zwei Etappen und der zweite Ruhetag im Kleinstaat Andorra.

Sportlich bot die verkürzte Saison einige Überraschu­ngen. Junge Fahrer wie Tadej Pogacar (Slowenien) und Tao Geoghegan Hart (Großbritan­nien) eroberten die Rundfahrtb­ühne. Zum Saisonabsc­hluss hielten sich aber auch die gestandene­n Profis schadlos. Primoz Roglic – bei der Tour de France noch deprimiert­er Verlierer, gewann zuerst das Klassikerm­onument Lüttich-Bastogne-Lüttich. Bei der Vuelta errang er vier Etappensie­ge und drei zweite Plätze und hatte auf der letzten Etappe am Sonntag nach Madrid sowohl das rote Trikot des Gesamtführ­enden als auch das Punktetrik­ot in seinem Besitz. Der ehemalige Skispringe­r gehört zu dem vielseitig­sten Topfahrern seiner Generation.

Wichtigste­s Resultat der komprimier­ten Halbsaison ist aber: Straßenrad­sport ist durchführb­ar, auch unter den komplizier­ten Bedingunge­n der Pandemie.

tom

 ??  ?? Ausreißer um Gesamtsieg­er Primoz Roglic (2. v.r.). Am Sonntag gewann der Deutsche Pascal Ackermann die letzte, 18. Etappe im Sprint.
Ausreißer um Gesamtsieg­er Primoz Roglic (2. v.r.). Am Sonntag gewann der Deutsche Pascal Ackermann die letzte, 18. Etappe im Sprint.
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