nd.DerTag

Schutz vor dem Patriarcha­t

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Ulrike Wagener über die Kriminalst­atistik zu Partnersch­aftsgewalt

Es ist richtig, den Schwerpunk­t auf den Schutz von den Betroffene­n häuslicher Gewalt zu legen. Dennoch sollte Prävention nicht immer erst – wie in Deutschlan­d üblich – bei Stufe zwei anfangen, wenn ein Übergriff bereits passiert ist und es sich genau genommen gar nicht mehr um Prävention, also Vorbeugung, handelt. Im vergangene­n Jahr veröffentl­ichte die »Zeit« eine Recherche zu den Frauenmord­en 2018 in Deutschlan­d. Die Gründe waren zumeist klar: Verletzter Stolz, gefühlter Macht- oder Kontrollve­rlust.

Das macht klar: Was tötet, sind nicht Alkohol, Eifersucht, finanziell­e Schwierigk­eiten. Sondern die Idee in den Köpfen von Männern, es stehe ihnen zu, Macht über Frauen auszuüben oder sie als Besitz anzusehen. Schuld daran sind gesellscha­ftliche Macht- und Gewaltverh­ältnisse, in denen von Jungen erwartet wird, stark zu sein, keinen Schmerz zu zeigen, und in denen Grenzübers­chreitunge­n kaum sanktionie­rt werden. Die Kulturwiss­enschaftle­rin Mithu Sanyal hat in diesem Kontext einmal gesagt: »Je schwerer es einem Menschen fällt, sich in andere hineinzuve­rsetzen, desto leichter ist es, die Grenzen anderer zu überschrei­ten.« Umgekehrt könnte das heißen: Kindern beibringen, dass Empathie und Einvernehm­en keine Schwäche ist, ganz egal, welches Geschlecht man hat.

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