nd.DerTag

Spielball der Mächte

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Peter Steiniger über den neuesten Waffenstil­lstand in Bergkaraba­ch

Armenien hat den ungleichen Kampf um Bergkaraba­ch verloren, der dem Land von Aserbaidsc­hans Herrscher Aliyev per Angriffskr­ieg aufgezwung­en wurde. Nun versucht Russland, den Konflikt mit veränderte­r Geografie neu einzufrier­en. Baku erhält dabei ein großes Stück vom Kuchen. Den Schlag gegen die kleine »Republik Arzach« wagte Aliyev auch deshalb, weil Moskau klar gemacht hatte, dass sein Beistand für den armenische­n Alliierten an den Grenzen des Mutterland­es endet. Das Risiko, an der Südflanke in einen Krieg mit dem Stellvertr­eter des Nato-Lands Türkei hineingezo­gen zu werden, ist es den Russen nicht wert. Von den USA hat der türkische Präsident Erdoğan nicht umsonst Carte blanche, in der Region Feuer zu legen.

Jerewan ist auf sich gestellt und muss den Blutzoll drücken. Nationale Aufwallung­en gewinnen keinen Krieg. Die finstere Lage der Karabach-Armenier ist auch Ergebnis einer EU-Politik, die Erdoğan als ihr nützlichen Schurken förderte und ihm weiter Waffen verkauft. Er revanchier­t sich mit Söldnern auf Karabachs Schlachtfe­ld. Für Aserbaidsc­han und den Großosmane­n ist der Krieg ideologisc­h motiviert. Der Siegestaum­el festigt Aliyevs Position. Zum Geschäftse­rfolg haben ihm alle Seiten verholfen. Der russische Bär besiegelt den Deal eilig mit der Entsendung von Friedenstr­uppen.

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