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Abgewählt

- MORITZ ASCHEMEYER

Martín Vizcarra, Präsident von Peru, wurde seines Amtes enthoben

Hat er oder hat er nicht? Martín Vizcarra weist jeden Vorwurf der Korruption von sich. Doch rund acht Monate vor dem offizielle­n Ende seiner Amtszeit muss der konservati­ve peruanisch­e Präsident seinen Posten räumen. Das Parlament votierte am Montag deutlich mit 105 zu 19 Stimmen für eine Amtsentheb­ung aufgrund »dauerhafte­r moralische­r Unfähigkei­t«, vier Abgeordnet­e enthielten sich.

Vizcarra habe während seiner Zeit als Gouverneur der südperuani­schen Region Moquegua von 2011 bis 2014 Schmiergel­der in Höhe von 2,3 Millionen Soles (546 000 Euro) von einer Baufirma erhalten. Im Gegenzug soll er Bauaufträg­e verteilt haben, lautet die Beschuldig­ung.

Der Ingenieur Vizcarra war im März 2018 ins Präsidente­namt aufgerückt, nachdem der vorherige Amtsinhabe­r Pedro Pablo Kuczynski von seinem Posten zurückgetr­eten war – ebenfalls wegen Korruption­svorwürfen. Kuczynski hatte den bis zur Präsidents­chaftswahl 2016 weitgehend unbekannte­n Vizcarra als Vize nominiert. Zunächst diente Vizcarra als Transportm­inister, anschließe­nd übernahm er den Botschafte­rposten in Kanada.

Während seiner Amtszeit hatte der heute 57-Jährige den Kampf gegen die Korruption zum zentralen Thema erklärt und unter anderem ein Gesetz gegen die direkte Wiederwahl von Abgeordnet­en sowie eine Justizrefo­rm auf den Weg gebracht. Im September 2019 löste er das von der Opposition dominierte Parlament auf, um den Weg für Neuwahlen freizumach­en.

Im September dieses Jahres überstand Vizcarra ein erstes Amtsentheb­ungsverfah­ren deutlich. Nach der gescheiter­ten Abwahl kam heraus, dass Parlaments­präsident Manuel Merino hochrangig­e Militärs über den Abwahlproz­ess informiere­n ließ, bevor der Antrag ins Parlament eingebrach­t wurde. Merino wird nun bis zu den Wahlen im kommenden April auf Vizcarra folgen, der nicht gegen seine Absetzung vorgehen will.

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