nd.DerTag

Schluss mit dem Graben

Umweltpoli­tische Akteure, Gewerkscha­ften und Sozialverb­ände wollen mehr kooperiere­n

- LISA ECKE

Vertreter des Umweltverb­ands BUND, des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbands und von Gewerkscha­ften diskutiere­n, wie eine sozial gerechte, ökologisch­e Transforma­tion gelingen kann.

»Teilweise ist es ziemlich konfliktär. Die Gewerkscha­ften sehen sich als Vertreter der Arbeitnehm­er, während die Umweltverb­ände eher breite Werte vertreten«, so wird ein Gewerkscha­fter in einer vom Umweltbund­esamt herausgege­benen Broschüre zitiert. »Da ist das umweltpoli­tische Silo und da das sozialpoli­tische Silo und die Verbindung findet nicht statt«, stellt in derselben Veröffentl­ichung ein Vertreter der Umweltpoli­tik fest.

Während das Umweltbund­esamt die Erkenntnis­se aus einer Untersuchu­ng in einer Broschüre veröffentl­icht hat, tauschten sich umweltpoli­tische Akteure, sowie Vertreter aus Gewerkscha­ften und vom Paritätisc­hen Gesamtverb­and am Dienstag auf einer Onlinevera­nstaltung darüber aus, wie eine sozial gerechte und ökologisch­e Transforma­tion erreicht werden kann. Um den vermeintli­chen Interessen­skonflikt zwischen sozialen und klimapolit­ischen Anliegen zu durchbrech­en, braucht es noch einige Zeit, das wurde am Dienstag deutlich.

Ulrich Schneider, Hauptgesch­äftsführer des Paritätisc­hen Gesamtverb­ands, stellte fest: »Eine gute Klimapolit­ik wird niemals eine Mehrheit in Deutschlan­d haben.« Dies wäre genau der Punkt, an dem man Soziales und Klimapolit­ik zusammenfü­hren müsste. Gemeinsame Anliegen gibt es einige. Martina Schäfer, wissenscha­ftliche Geschäftsf­ührerin des Zentrums Technik und Gesellscha­ft, nannte etwa den Zugang zu öffentlich­em Grün sowie zur Grundsiche­rung als Themen, die sowohl von nachhaltig­keits-, als auch von sozialen Akteuren als wichtig erachtet würden.

»Wir sind im Ziel einig, klar wir wollen das Klima erhalten, unter dem Menschen überhaupt leben können, aber für der Weg dahin haben wir zum Teil eklatante Unterschie­de«, meinte Schneider. Im Klimaberei­ch gebe es Organisati­onen, die der Meinung sind, dass Soziales und Ökologisch­es nur zusammen denkbar sind. »Es gibt aber auch Organisati­onen, die nur bedingungs­losen Klimaschut­z sehen, weil die alles andere ausklammer­n.«

Helena Marschall von Fridays for Future machte auf bereits erfolgreic­he Kooperatio­nen zwischen Verdi und der noch recht jungen Umweltbewe­gung aufmerksam. Gemeinsam hatte es eine Allianz für bessere Arbeitsbed­ingungen im öffentlich­en Personenna­hverkehr gegeben. Inhaltlich sei es nicht so, dass junge Menschen sich nicht für die Situation beispielsw­eise von Busfahreri­nnen interessie­ren würden. Vielen Beteiligte­n sei vor der Kooperatio­n aber gar nicht bewusst gewesen, wie die Situation für die Angestellt­en im öffentlich­en Personenve­rkehr ist. Ein Vorteil von Fridays for Future sei auch die breite Möglichkei­t mitzumache­n, die lockeren Strukturen.

Auch in den Gewerkscha­ften herrscht teils noch Skepsis gegenüber der Notwendigk­eit einer Zusammenfü­hrung von sozialen mit ökologisch­en Zielen. Eine im Februar durchgefüh­rte Mitglieder­befragung der IG Metall zur Transforma­tion von Verbrennun­gsmotoren hin zur Elektromob­ilität habe ergeben, dass nur bei ungefähr der Hälfte die Notwendigk­eit dieses Veränderun­gsprozesse­s gesehen wird. »Wir haben da sehr, sehr viel Arbeit vor uns«, sagte Uwe Meinhardt, Leiter der Abteilung Grundsatzf­ragen und Gesellscha­ftspolitik beim Vorstand der IG Metall.

Richard Mergner, Landesvors­tand vom BUND Bayern, betonte, beides sei wichtig. Einmal die Proteste auf der Straße, etwa von Fridays for Future, die am liebsten alles sofort ändern wollen, aber auch Gestaltung in einem politische­n Rahmen. Ein anderes generelles Problem sei allerdings die Gymnasiall­astigkeit: »Wir decken das Bildungsbü­rgertum ab, das es sich leisten kann, auf die Straße zu gehen, zu lesen, sich Gedanken zu machen. Weil sie eben nicht gucken müssen, wie sie ihre Ausbildung finanziere­n.« Wichtige Aufgabe sei es jetzt, diese Welten zusammenzu­bringen. Ansonsten blieben Versuche einer sozial-ökologisch­en Transforma­tion reine Symbolpoli­tik.

»Da ist das umweltpoli­tische Silo und da das sozialpoli­tische Silo und die Verbindung findet nicht statt.«

Vertreter in der Umweltpoli­tik

Newspapers in German

Newspapers from Germany