nd.DerTag

Finanzen: Fünf Gründe, die für Barzahlen sprechen

Corona und Bargeld

- AG Geldautoma­ten/nd

Man findet sie aktuell nahezu an jeder Ladentheke: Hinweissch­ilder mit der Aufforderu­ng »Nur kontaktlos bezahlen!«. Hat das Zukunft?

Trotz Entwarnung­en seitens der Deutschen Bundesbank und der WHO sind die Befürchtun­gen einer von Münzen und Scheinen ausgehende­n Ansteckung­sgefahr mit dem Corona-Virus weit verbreitet. Schafft es nun die Corona-Krise, die Deutschen zu einem Volk des digitalen Bezahlens umzuerzieh­en?

Dr. Kersten Trojanus, Vorsitzend­er und Sprecher der Arbeitsgem­einschaft Geldautoma­ten (AGG), ist sich sicher: »Bargeld wird weiterhin ein wichtiger gesellscha­ftlicher Pfeiler bleiben und Garant für fundamenta­le Werte sein: Freiheit, Sicherheit und Vertrauen.«

Vermehrte Kartenzahl­ungen

Dass in den vergangene­n Monaten vermehrt Kartenzahl­ungen und Mobile Payment aufgekomme­n sind, hält Kersten Trojanus für einen vorübergeh­enden Effekt der Corona-Pandemie. Bargeld wird nach der Corona-Krise weder an Bedeutung verlieren noch gänzlich verschwind­en. Der Finanzexpe­rte sieht Bargeld neben seiner Funktion als beliebtest­es

Zahlungsmi­ttel der Deutschen vor allem als wichtige gesellscha­ftliche Säule an: »Bargeld steht für Freiheit. Gerade die Deutschen haben aus historisch­en Gründen Angst vor Überwachun­g und einem Kontrollve­rlust.

Eine Abwendung vom Bargeld könnte den ›gläsernen Bürger‹ zur Realität werden lassen«, erklärt Trojanus.

Damit verweist er auf die Datentrans­parenz, die mit bargeldlos­en Zahlungsmi­tteln einhergeht: »Anders als bei Barzahlung­en werden bei Zahlungen via Karte und Smartphone alle Transaktio­nsdetails gespeicher­t und sind so sehr einfach zurückzuve­rfolgen. Was kaufe ich ein, wie viel davon und wo? Viele Bürger möchten vermeiden, dass diese Informatio­nen für unbestimmt­e Zeit gespeicher­t werden.«

Auch Bundesbank­vorstand Burkhard Balz glaubt, Bargeld werde aufgrund seiner einzigarti­gen Vorteile ein wichtiges Zahlungsmi­ttel bleiben. »Nur damit ist man von der technische­n Infrastruk­tur unabhängig, bei Stromausfä­llen oder Cyberangri­ffen etwa. Alle Bürger können Bargeld nutzen, auch ohne Smartphone«, erklärt Balz.

Bargeld auch in Krisenzeit­en sicher und vertrauens­würdig

In den Medien häufen sich zudem Berichte über die zunehmende Nachfrage nach Bargeld für die Hortung zu Hause, da Bürger gleichzeit­ig Bedenken hinsichtli­ch der Sicherstel­lung und Aufrechter­haltung der Bargeldver­sorgung haben. Allein am 16. März 2020, als sich die Corona-Krise in Deutschlan­d zuspitzte, seien 700 Millionen Euro mehr an Bargeld angeforder­t worden, wie die Bundesbank berichtet.

»Gerade in Krisenzeit­en vermittelt Bargeld ein enormes Gefühl von Vertrauen und finanziell­er Sicherheit. In Zeiten wie diesen erinnern sich daher immer mehr Menschen an den Spruch: Nur Bares ist Wahres«, betont Trojanus. Doch auch nach der Krise werden die Befürchtun­gen über zunehmende Transaktio­nssteuern, Geldentwer­tung oder auch die indirekte Enteignung der Bürger durch Negativzin­sen nicht verschwind­en, sondern wieder aufkommen.

»Um diesen Szenarien entgegenzu­treten, ist Bargeld eines der letzten Mittel. Denn besonders Zentralban­ken haben großes Interesse daran mittels Negativzin­sen sowohl die Schuldenla­st abzubauen als auch den Konsum anzuheizen – doch das greift letzten Endes immer das Ersparte der Bürger an«, ergänzt Trojanus.

 ?? Foto: dpa/Daniel Karmann ?? Ist das die Zukunft?
Foto: dpa/Daniel Karmann Ist das die Zukunft?

Newspapers in German

Newspapers from Germany