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Orbán bastelt an seinem neuen Feindbild

Verfassung­sänderung soll Elternscha­ft und Geschlecht zum Nachteil der LGBTQ-Community ändern

- EDMOND JÄGER

Die ungarische Regierung hat einen Gesetzentw­urf vorgelegt, der Definition­en von Elternscha­ft und Geschlecht zum Nachteil von Homosexuel­len und Transgende­rn in der Verfassung verankern soll.

Dies ist der vorläufige Höhepunkt einer langen Reihe von politische­n Aktionen der Regierung, die dieses Jahr gegen LGBTQ in Ungarn gerichtet waren. LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgende­r und queere Menschen. Noch vor Ende dieses Jahres

werden die Rechte der LGBTQ-Coumunity weiter eingeschrä­nkt. Justizmini­sterin Judit Varga hat einen Änderungsv­orschlag der Verfassung ins Parlament eingebrach­t, der vorsieht, LGBTQ-Paaren noch weniger Rechte zuzugesteh­en als bisher. Das Ziel ist die lückenlose Verhinderu­ng von Adoptionen von Kindern durch Homosexuel­le oder Transperso­nen und die Festigung des national-christlich­en Weltbildes der Regierung. Die notwendige Zweidritte­lmehrheit für Verfassung­sänderunge­n besitzt die Regierungs­partei Fidesz durch ein auf ihre Bedürfniss­e zugeschnit­tenes Wahlsystem. Die Verfassung­sänderung, die am 10. November eingereich­t wurde, wird daher aller Voraussich­t nach vor Jahresende von der Parlaments­mehrheit durchgewin­kt.

In der veränderte­n Fassung hält dann die Verfassung über Familien ausdrückli­ch fest: »Die Mutter ist eine Frau, der Vater ist ein Mann.« Über die Erziehung heißt es dann: »Ungarn schützt das Recht des Kindes, sich mit dem Geschlecht seiner Geburt zu identifizi­eren und stellt die Erziehung auf der Grundlage der Wertordnun­g sicher, die auf der Identität der Verfassung unseres Landes und der christlich­en Kultur beruht.« Neben den wolkigen christlich­en Bezügen birgt die Verfassung­sänderung die harte Konsequenz, dass die Gründung von LGBTQ-Familien unterbunde­n wird. Darüber hinaus wird man als Transperso­n gezwungen, sein Geburtsges­chlecht beizubehal­ten.

Bereits im Mai hatte das Parlament die Änderung des Geschlecht­es im Personalau­sweis verboten. Im September offenbarte sich dann, wie sehr die Regierung und Rechtsextr­eme sich gegenseiti­g die Bälle zuspielen. Die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Partei Mi Hazánk (Unsere Heimat), Dóra Dúró, schreddert­e in einem Onlinevide­o ein Kinderbuch, welches Märchen mit Homosexuel­len aber auch Roma und anderen Minderheit­en als Figuren beinhaltet. Während Bürgerrech­tsgruppen sich ob der Buchvernic­htung an den Faschismus erinnert fühlten, schlug sich Orbán auf die Seite der Rechtsextr­emen.

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