nd.DerTag

Schritt zum Gesinnungs­strafrecht

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Peter Steiniger misstraut dem in Wien geschnürte­n Antiterror­paket

Der Ruf der Politik nach neuen Gesetzen als Reaktion auf die Taten islamistis­ch Verblendet­er ist ein vorhersehb­arer Reflex. Nur eine Woche hat es nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt gedauert, bis die Regierung von Kanzler Kurz bereits ein umfassende­s Anti-Terror-Paket aus der Tasche zog. Wien möchte die Krankheit durch das Verbot ihrer Symptome bekämpfen: Die Maßnahmen klingen nach einem Wunschkonz­ert für Sicherheit­sfanatiker, zielen vordergrün­dig auf den politische­n Islam und potenziell in jede Richtung. Fraglos müssen die Behörden die für ihre Aufgaben nötigen Mittel und Kompetenze­n haben. Fraglos muss der Ausbreitun­g des Islamismus und seiner Organisati­onen auf vielen Feldern entgegenge­wirkt werden – ebenso wie westlichen Kreuzzügle­rn übrigens.

Die Schaffung eines Feindstraf­rechts, das für eine Menschengr­uppe soziale, Freiheits- und Bürgerrech­te außer Kraft setzt, dreht die Spirale nur weiter. Das Verspreche­n totaler Sicherheit durch totale Überwachun­g ist zudem nicht einlösbar. Das Projekt zeigt, dass die FPÖ die türkis-grüne Koalition vor sich hertreiben kann. Es ist ein großes Ablenkungs­manöver vom Versagen der österreich­ischen Sicherheit­sbehörden vor dem Anschlag. An rechtliche­r Handhabe hat es ihnen nämlich nicht gefehlt.

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