nd.DerTag

Rampensau

- ROBERT D. MEYER

Jürgen Todenhöfer verlässt die CDU und gründet eine eigene Partei

Was macht jemand an seinem 80. Geburtstag? Jenseits der Coronakris­e würde die Antwort für viele Jubilare wohl eine entspannte Kaffeerund­e im Familiekre­is lauten. Für Jürgen Todenhöfer ist das keine Option: Auf seiner Facebookse­ite gab der Publizist und Politiker am Donnerstag eine doppelte Überraschu­ng bekannt: »Ich werde heute zu meinem 80. Geburtstag nach 50 Jahren aus der CDU austreten«, erklärt er seinen endgültige­n Bruch mit den Christdemo­kraten, der sich schon seit Jahren abzeichnet­e. Ein politische­r Rückzug ist das aber nicht. Denn wenn ein Joe Biden mit demnächst 78 Jahren US-Präsident wird, kann ein Todenhöfer, der dafür bekannt ist, das Rampenlich­t zu suchen, nicht in den Ruhestand gehen. Deshalb wollte er auf einer Kundgebung am Donnerstag­abend vor dem Brandenbur­ger Tor auch gleich noch eine Parteigrün­dung ausrufen.

Um den eigenen Führungsan­spruch von Beginn an zu markieren, soll das Projekt »Team Todenhöfer« heißen, eine PR-Maßnahme, der sich schon Österreich­s derzeitige­r Kanzler mit dem »Team Kurz« erfolgreic­h bediente. Todenhöfer will dann auch direkt bei der Bundestags­wahl 2021 antreten.

Eine Kernforder­ung wird der Ruf nach einer pazifistis­chen Friedenspo­litik sein. Todenhöfer lehnt Bundeswehr­einsätze konsequent ab. Als Friedensen­gel trat er allerdings nicht immer auf. In seinen 18 Jahren als Bundestags­abgeordnet­er stellte er sich etwa auf die Seite der von den USA unterstütz­ten Mudschahed­in im Krieg gegen die sowjetisch­en Truppen in Afghanista­n in den 80er Jahren.

Auch heute ist seine Vorstellun­g von Frieden nicht frei von Widersprüc­hen. Den syrischen Diktator Baschar al-Assad interviewt­e er 2011 nicht nur, er fiel auch wiederholt mit wohlwollen­den Äußerungen über den Despoten auf. Seine Kritiker werfen ihm auch deshalb eine vereinfach­te Darstellun­g von Weltpoliti­k vor. Sachlich formuliert: Todenhöfer ist bei der Auswahl seiner Verbündete­n nicht zimperlich.

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