nd.DerTag

■ HEISSE ZEITEN – DIE KLIMAKOLUM­NE

- Thomas Henschke, Berlin

Auch für mich persönlich hat sich das Gefühl verändert, besonders in letzter Zeit. Manchen geht es da anders, von vielen habe ich aber Ähnliches gehört. Wenn wir an verschiede­nen Stellen Einfluss nehmen oder coole Aktionen hinbekomme­n, fühle ich mich empowert und motiviert. Das ist in letzter Zeit aber selten passiert.

Natürlich laufen bei Fridays for Future weiter Kampagnen, vor allem online, und immer mal wieder kleinere Aktionen auf der Straße – sofern das die gesundheit­liche Lage zulässt. Aber die starke Offline-Präsenz fehlt. Einerseits ist sie nach außen eindrucksv­oller

Elena Balthesen ist Schülerin und in München bei Fridays for Future aktiv.

Wir haben schon früher über die richtige Strategie diskutiert, aber wegen Corona liegt die Entscheidu­ng teilweise nicht in unserer Hand. Bei manchen meiner Mitstreite­r*innen führt das zu einer Radikalisi­erung, anderen fehlt die Kraft, weiter aktiv zu sein. Beides verstehe ich sehr gut; auch ich schwanke immer wieder in eine der beiden Richtungen.

Warum ich noch bei Fridays for Future bin? Ich glaube, dass es weiterhin keine andere Bewegung gibt, die so eine Kraft hat und als Stimme der Jugend beim politische­n Geschehen gehört wird. Und auch um andere Gruppen und Organisati­onen zu stützen, gemäßigte wie radikale, braucht es uns. Auch wenn sich jetzt die Frustratio­n breit macht, weil die politisch Verantwort­lichen keine Fortschrit­te liefern, und wir diese nicht lautstark und massenhaft auf der Straße einfordern können: Wir müssen jetzt Wege finden, über diesen Berg zu kommen.

Auf der positiven Seite: Viele Aktivist*innen haben in den letzten Jahren unglaublic­h viel geleistet und gelernt. Die Bewegung bietet jungen Menschen einen Einstieg in den Aktivismus. Auch meine Politisier­ung hat vor knapp zwei Jahren hier angefangen.

Jede Bewegung erlebt Durststrec­ken. Wir müssen den Coronawint­er überstehen. Dann haben wir die Möglichkei­t, wieder groß zu werden. Solange heißt es: dranbleibe­n und Aktionen machen, wo es geht und zu verantwort­en ist. Wenn man eine Pause braucht, ist es gut, sich die zu nehmen – und momentan mehr als verständli­ch. Wir müssen nachhaltig mit unseren Ressourcen umgehen, auch mit den aktivistis­chen.

Zurzeit sieht man es vielleicht weniger beim Freitagsst­reik als im Dannenröde­r Wald: Die Klimabeweg­ung ist kraftvoll. Das dürfen wir nicht vergessen.

Bald folgt die Quittung

So viele Fragen

Zu »Destruktiv­e Kompromiss­losigkeit«, 10.11., S. 8; dasND.de/1144025

Herr Lühmann, ich hab so viele Fragen an Sie: Fühlen Sie sich erwachsen, und wenn ja, warum? Von wem wird eigentlich so ein Institut für Demokratie­forschung finanziert – und mit welchem Zweck? Sind Sie ein nützlicher Idiot? Sind die Grünen nützliche Idioten, oder eher Fridays for Future? Finden Sie gut, dass ausgerechn­et unter Rot-Grün die Bundeswehr in Jugoslawie­n zum ersten Mal seit 1945 wieder aktiv an Kriegshand­lungen, äh, teilgenomm­en hat? Und wenn ja – ist ein bombardier­ter Personenzu­g ein Kollateral­schaden? Oder sind sie etwa Pazifist? Kleiner Sprung: Finden Sie Trittins Flaschenpf­and gut? Oder eben verhältnis­mäßig? Warum wird dieser Autobahnba­u ausgerechn­et unter einer grünen Landesregi­erung vorangetri­eben, nachdem die Pläne dafür jahrzehnte­lang warm und trocken in einer Behörde verstaubte­n? Ich mach Schluss, es wird unverhältn­ismäßig ... Boris Krumm, per E-Mail

Bitte differenzi­eren

Zu »Woodstock für Nazis«, 11.11., S. 8; dasND.de/1144253

Adrian Schulz sollte nicht pauschalis­ieren und alle Leute, die gegen die restriktiv­en Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen, gleich als Nazis und Faschisten betiteln. Gerade jetzt hören wir nicht mehr auf das, was von dieser »Bananenrep­ublik« verordnet wird. Miriam Plato, Berlin

Zu »Flughafen Tegel ist Geschichte«, 9.11., S. 10; dasND.de/1144142

In die Euphorie über die Eröffnung des BER kann ich nicht einstimmen, zu eng war die emotionale Bindung an den alten Flughafen Tegel, der nun leider geschlosse­n ist, obwohl er gut strukturie­rt und ausgesproc­hen übersichtl­ich war. Künftig kann man in Berlin nur noch vom BER abfliegen, obwohl andere europäisch­e Hauptstädt­e auch mehrere Flughäfen haben. Auch ich als Reinickend­orfer fände es besser, wenn die Belastunge­n des Flugverkeh­rs auf mehrere Standorte verteilt wären, denn nun haben die Anwohner in und um Schönefeld herum alleine darunter zu leiden. Die Quittung wird bald kommen – wenn die Mieten in Pankow und Reinickend­orf enorm steigen werden.

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