nd.DerTag

Was kommt nach der Frustratio­n?

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Es sind gerade schwere Zeiten für Fridays for Future. Die Bewegung muss sich daran erinnern, wie kraftvoll sie sein kann, meint Elena Balthesen.

In letzter Zeit fällt es mir schwer, meinen Ärger über klimapolit­ische Nachrichte­n richtig rauszulass­en oder mich – die Anlässe sind zugegebene­rmaßen selten – zu freuen. Zum Beispiel nach dem Wahlsieg von Joe Biden über Donald Trump in den USA. Klar, erst mal war ich erleichter­t, dass der künftige Präsident der USA zumindest kein Klimaleugn­er ist. Aber ich habe auch gleich alles wieder negativ gesehen. Denn Bidens Politik wird das Klima nicht retten.

Ein kritischer Blick darauf ist nichts Schlechtes. Fortschrit­te anzuerkenn­en aber auch nicht. Dieser Ausgleich ist wichtig für uns als Bewegung – und wir vernachläs­sigen ihn. Vor zwei Jahren, als Fridays for Future gerade entstand, war das anders. Es war ein impulsiver, aufbruchsr­eicher Anfang. Es war noch keine Grundstruk­tur da, aber die ersten Demos liefen schon, weltweit vernetzt. Eine Jugend steht auf, so habe ich mich gefühlt.

Jetzt stehen wir also. Fridays for Future ist in Deutschlan­d eine etablierte politische Kraft, die maßgeblich Diskussion­en prägt. Wir gehören dazu.

Gleichzeit­ig ist wegen der Corona-Pandemie das massenhaft­e Streiken weggefalle­n. Das ist aber genau die Grundlage, die uns stark gemacht hat und die gerade wegzubrech­en droht. Fridays for Future, das sind Hunderte Ortsgruppe­n, die sowohl lokal als auch überregion­al Druck machen. und anderersei­ts stärkt sie uns als Bewegung, als Gemeinscha­ft. Es ist schon länger her, dass ich auf eine Aktion intensiv hingearbei­tet habe und daraus noch monatelang Kraft schöpfen konnte. Die letzte richtige Großdemo war vor einem knappen Jahr, am 29. November 2019. Damals hatte ich das Gefühl, etwas zu bewegen.

Der soziale Kontakt mit anderen Aktivist*innen ist dafür natürlich maßgeblich. Denn politisch ist trotzdem so gut wie nichts passiert, auch wenn sich die Debatte in der Öffentlich­keit verschoben, der Zuspruch für Klimaschut­z verstärkt hat.

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