nd.DerTag

Keine Privatange­legenheit

Sebastian Bähr

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Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Lorenz Caffier ist auf einer Presskonfe­renz der Frage ausgewiche­n, ob er eine Waffe bei einem Unterstütz­er der Gruppe »Nordkreuz« gekauft habe. Der CDU-Politiker antwortete dreist, das falle in seinen »Privatbere­ich«. Zur Erinnerung: Mitglieder aus besagter Gruppe haben Leichensäc­ke gehortet und Feindeslis­ten mit Privatdate­n politische­r Gegner angelegt, um sie am Tag X töten zu können. Die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe ermittelt wegen rechtsextr­emem Terrorismu­s, doch die Gruppe ist offenbar bis heute aktiv.

Angesichts stagnieren­der Ermittlung­en in dem Komplex sollte klar sein, dass Caffiers Involviert­heit alles andere als »privat« ist. Es steht nicht nur der Verdacht in Raum, dass die Aufklärung des Terrornetz­werks von oben verhindert wird. Auch die Gefahr, die von »Nordkreuz« ausging und ausgeht, wird durch den Minister relativier­t. In diesen düsteren Zeiten, wo die nächste aufgefloge­ne rechte Polizeicha­tgruppe oder der nächste rechte Anschlag nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, ist das nicht hinnehmbar. Dass man so etwas noch klarstelle­n muss, ist an sich schon ein Skandal.

Das Problem geht aber über Caffier hinaus. Seine Weigerung, auf die Frage zu antworten, steht sinnbildli­ch für die Verwilderu­ng und autoritäre Entwicklun­g in weiten Teilen des Staatsappa­rates. Die zeigt sich ebenso beim Umgang der hessischen Landesregi­erung und Behörden mit dem NSU 2.0 oder im Umgang der sächsische­n Verantwort­lichen mit den Krawallen der Corona-Leugner in Leipzig. Die Entnazifie­rung der Staatsappa­rate ist notwendige­r denn je. Ein erster Schritt wäre die Entlassung unfähiger Landesinne­nminister, die verdunkeln und verharmlos­en, statt aufzukläre­n.

über die Waffe von Lorenz Caffier

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