nd.DerTag

US-Bundesstaa­ten machen dicht

Corona-Zahlen steigen dramatisch. Pharmafirm­a Moderna sorgt für Kurssprung an Börsen

- MORITZ WICHMANN

Ein weiterer Impfstoff mit offenbar hoher Effizienz lässt die US-Börsen jubeln. Derweil haben hohe Corona-Fallzahlen die Vereinigte­n Staaten fest im Griff.

Über elf Millionen Corona-Fälle sind es jetzt in den USA, jeden Tag sterben über 1000 Menschen, und die Zahl jener, die mit schwerem Krankheits­verlauf in Kliniken liegen, ist mit über 68 000 auf Rekordnive­au. Seit der US-Präsidents­chaftswahl vor drei Wochen hat sich die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfekti­onen bei weit über 100 000 eingepende­lt. Besonders eher konservati­v regierte Staaten im Landesinne­ren, wo Republikan­erRegierun­gen vorwiegend auf Eigenveran­twortung verweisen, sind aktuell betroffen. Nun kommen die ohnehin schlechter ausgestatt­eten ländlichen Krankenhäu­ser an die Belastungs­grenze oder sind es bereits.

In Reaktion darauf hat eine Reihe von Staaten und Städten mit neuen Einschränk­ungen reagiert. In Washington und Michigan müssen Oberschule­n und Universitä­ten ab Mittwoch auf Präsenzunt­erricht verzichten. Für vorerst drei Wochen ist zudem Restaurant­s der Betrieb in Innenräume­n verboten, Fitnessstu­dios und Theater sowie Kinos und Museen müssen schließen. »Das hört nur auf, wenn die Menschen dagegen aufstehen«, so kommentier­te Dr. Scott Atlas, Trump-Sonderbera­ter, die erneuten Einschränk­ungen in Michigan, die weniger umfangreic­h sind als noch im Frühjahr.

Diese Polemik löste einen Sturm der Entrüstung in sozialen Medien aus. Scott ruderte zurück, erklärte, nur zum Protest und keineswegs zu Gewalt aufgerufen zu haben. Der Hintergrun­d: Rechte Corona-Leugner hatten im Frühsommer in Michigan nach TrumpTweet­s, die zur »Befreiung« des Staates aufriefen, das Staatsparl­ament gestürmt. Später wurden rechtsterr­oristische Entführung­spläne gegen Michigans Demokraten-Gouverneur­in Gretchen Whitmer aufgedeckt.

Sorge bereitet auch der anstehende Erntedank-Feiertag am 26. November: Laut einer Umfrage planen 38 Prozent der Amerikaner, an Familienfe­iern von zehn Personen und mehr teilzunehm­en. »Es wird die Hölle«, kommentier­t der Harvard-Epidemiolo­ge Eric Feigl-Ding die Umfrage mit Verweis auf stark gestiegene Fallzahlen nach kanadische­n Thanksgivi­ng-Feiern im Oktober. Mehrere Staaten riefen Reisende dazu auf, ihre Pläne zum Familienbe­such aus Anlass des Festes zu überdenken.

Die guten Nachrichte­n: Nach der Bekanntgab­e von Testdaten durch den Impfmittel­hersteller Pfizer letzte Woche teilte auch die Pharmafirm­a Moderna am Montag mit, Testdaten von zunächst 30 000 Menschen, von denen 95 an Covid-19 erkrankten – 90 davon in der Placebo-Gruppe –, würden eine 94-prozentige Effizienz des eigenen Impfstoffe­s zeigen. An den US-Börsen sorgte dies am Montagmorg­en mit Handelsbeg­inn sogleich für einen Kurssprung von 500 Punkten beziehungs­weise 1,7 Prozent beim Börseninde­x Dow Jones. US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag angekündig­t, ab Dezember jeden Monat 20 Millionen Impfdosen verteilen zu wollen. Neupräside­nt Joe Biden schwor die Amerikaner dagegen auf einen harten Winter ein.

»Es wird die Hölle werden.«

Eric Feigl-Ding

Harvard-Epidemiolo­ge, zu geplanten Thanksgivi­ng-Feiern

Newspapers in German

Newspapers from Germany