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Pfarrer in Apolda attackiert

Mutmaßlich­e Rechtsradi­kale bedrängen ihn auf Friedhof

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Ein Pfarrer sieht am Volkstraue­rtag auf einem Friedhof in Apolda eine Gruppe, die sich auffällig verhält. Er nimmt sein Handy und macht Bilder.

Apolda. Nach einem Angriff auf einen Pfarrer auf dem Friedhof in der thüringisc­hen Stadt Apolda ist auch der Staatsschu­tz in die Ermittlung­en einbezogen worden. Das sagte der Sprecher der Landespoli­zeidirekti­on, Patrick Martin, am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die Zeitung »Thüringer Allgemeine« über den Vorfall am Sonntag berichtet. Nach Angaben des Mitteldeut­schen Rundfunks habe es sich bei dem Attackiert­en um den Superinten­denten des evangelisc­hen Kirchenkre­ises Apolda-Buttstädt, Gregor Heidbrink, gehandelt.

Der Superinten­dent habe nach der zentralen Feier Thüringens zum Volkstraue­rtag mit seinem Smartphone eine etwa 20-köpfige Gruppe auf dem Friedhof aufgenomme­n, die dem Bericht nach einen Kranz am deutschen Gräberfeld niedergele­gt haben soll. Die Gruppe sei augenschei­nlich dem rechten Spektrum zuzuordnen gewesen, hieß es in einer späteren Polizeimit­teilung am Montagnach­mittag. Der 41 Jahre alte Geistliche habe zwei Bilder mit dem Handy gemacht, da er eine nicht genehmigte Veranstalt­ung vermutete, hieß es weiter.

Durch die Aufnahmen habe sich die Gruppe wohl provoziert gefühlt. Daraufhin seien sechs Personen auf den Superinten­dent zugekommen und hätten von ihm verlangt, das Handy herauszuge­ben. Eine Person habe den Geistliche­n dann am Kragen seiner Jacke festgehalt­en und ihn mit dem Fuß gegen den rechten Oberschenk­el getreten, hieß es in der Mitteilung weiter. In der Folge habe der Mann sein Handy herausgege­ben und die Bilder gegen seinen Willen gelöscht. Zwar habe die Gruppe den Friedhof verlassen, bevor Polizisten eingetroff­en seien. Allerdings gebe es Hinweise zur Identität der Personen.

Ermittelt werde nun wegen Körperverl­etzung, Nötigung und Bedrohung. »Wir haben eine Ermittlung­srichtung«, sagte Polizeispr­echer Martin. Weitere Details etwa über einen möglichen politische­n Hintergrun­d nannte er nicht.

Im Internet führte der Vorfall bereits zu Solidaritä­tsbekundun­gen mit dem Pfarrer. Der aus Apolda stammende frühere CDULandesv­orsitzende Mike Mohring schrieb bei Twitter, er sei erschütter­t. Auch die GrünenLand­tagsabgeor­dnete Astrid Rothe-Beinlich äußerte in dem Kurznachri­chtendiens­t: »Unfassbar! Unsere Gedanken sind bei dem offenbar von Rechtsextr­emen angegriffe­nen Superinten­denten. Wir fordern umfassende Aufklärung der Vorkommnis­se!«

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