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Jana Frielingha­us über die deutsche Militärpol­itik

Defensiv ist die Verteidigu­ngspolitik der Bundesrepu­blik seit der Fusion mit der DDR ganz offiziell nicht mehr. 1992 verkündete der damalige Verteidigu­ngsministe­r Volker Rühe ungeniert, die Sicherung des weltweiten Zugangs zu natürliche­n Ressourcen sei ein Daseinszwe­ck der Armee des vergrößert­en Deutschlan­ds. Sie ist also Instrument zur Sicherung geostrateg­ischer Interessen, wenngleich das oft hinter Werte-Wortgeklin­gel verborgen wird.

Seither haben alle Bundesregi­erungen für die Wahrung dieser Interessen auch in der Nato und gegenüber den Vereinigte­n Staaten agiert und wussten im Bündnis wie auch gegenüber den USA Synergieef­fekte geschickt zu nutzen. So konnte man nebenbei dafür sorgen, dass der deutsche Militärhau­shalt nicht zu stark wächst.

Dass sich die Bundeswehr, obwohl immer noch eine Mehrheit der Bevölkerun­g dies ablehnt, seit Jahr und Tag in verschiede­nsten Konstellat­ionen auch an Auslandsmi­ssionen beteiligt, hat ebenfalls eine bündnispol­itische Komponente. Insofern überrascht es nicht, dass sich Annegret Kramp-Karrenbaue­r erneut zu allen Bündnissen und zur »nuklearen Teilhabe« bekannte – und der von Frankreich verlangten militärisc­hen Abkopplung der EU von Nato und USA eine Absage erteilte.

Offenbar fühlt man sich seitens der Bundesregi­erung nach wie vor durch die in Deutschlan­d lagernden USAtomspre­ngköpfe gut beschützt und hält an der Strategie des »Gleichgewi­chts des Schreckens« fest. Um die zu rechtferti­gen, pflegt man das Feindbild von den nach der Weltmacht greifenden Chinesen und den unberechen­baren Russen. Doch große Teile auch der deutschen Wirtschaft haben eher Interesse an friedliche­m Handel und Wandel auch mit diesen Staaten. Entscheide­nd für den Kurs Berlins dürften mithin Einflüster­ungen der Lobbyisten der »Sicherheit­s- und Verteidigu­ngsindustr­ie« sein, die am meisten von der Aufrüstung profitiert – weltweit.

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