Santander kauft Wirecard-Kerngeschäft
Untersuchungsausschuss befasst sich am Donnerstag mit Skandal
Ascheim. Die spanische Großbank Banco Santander übernimmt das Kerngeschäft des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard. »Trotz ungünstigster Voraussetzungen« habe der Verkauf erfolgreich abgeschlossen werden können, teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Montagabend mit. Banco Santander wird demnach die Technologieplattform von Wirecard in Europa sowie »alle dafür notwendigen Vermögenswerte« übernehmen. Gleichzeitig werde »der Großteil aller verbliebenen Wirecard-Mitarbeiter« Teil des globalen Händlerservice-Teams von Santander«, fügte der Insolvenzverwalter hinzu. Damit sei das Ziel erreicht worden, »eine bestmögliche Lösung« für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Gläubiger zu finden. Den Mitarbeitern biete sich nun wieder eine »positive Perspektive«.
Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden und soll nach Angaben des Insolvenzverwalters »voraussichtlich bis Ende des Jahres« abgeschlossen sein. Der erfolgreiche Verkauf sei »umso bemerkenswerter, als der gesamte Prozess durch immer neue Skandal-Meldungen über Geschehnisse in der Vergangenheit überschattet wurde und anfänglich keine Liquidität zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs verfügbar war«, erklärte Jaffé.
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Zuvor hatte das Unternehmen einräumen müssen, dass in der Bilanz aufgeführte Gelder von 1,9 Milliarden Euro, die vermeintlich auf asiatischen Bankkonten lagern sollten, nicht auffindbar seien. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.
Am Donnerstag befasst sich erneut ein ein Untersuchungsausschuss des Bundestages mit dem Skandal – auch mit möglichen Versäumnissen der Aufsichtsbehörden. Die Opposition fordert, dass auch der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun vor dem Ausschuss aussagen soll. Dieser wie andere ExManager sitzen derzeit in Bayern in Haft. Nach dem untergetauchten hochrangigen Ex-Vorstand Jan Marsalek wird weltweit gefahndet.