nd.DerTag

Russisch Roulette unter Freunden

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Daniel Lücking über den Abzug von US-Truppen aus Nato-Kriegen

Zwei Dinge nehmen gefühlt kein Ende: Der Krieg in Afghanista­n und die Amtszeit von Donald Trump. Auch jetzt, da der neue Präsident der USA in Sicht ist, stampft der wütende Vorgänger im Weißen Haus vor sich hin, was das Zeug hält, feuert nach Belieben Personal, darunter auch vor kurzem den Verteidigu­ngsministe­r. Angesichts der spontanen Ankündigun­g, 2500 USSoldaten aus Irak und Afghanista­n abziehen zu wollen, schüttelt das deutsche Einsatzfüh­rungskomma­ndo schon einmal die Planungsun­terlagen für den eigenen Abzug. Ohne den US-Partner geht in Afghanista­n nichts. Militärexp­erten wissen um die Dauer von Rückverleg­ungen. In der verbleiben­den Amtszeit wird die lächerlich­e Ankündigun­g nicht umzusetzen sein. Wie unvorherge­sehen und unabgespro­chen die Order kam, zeigte die Reaktion der Ministeriu­mssprecher in der Regierungs­pressekonf­erenz.

Kaum zu glauben, aber Trump gelang es dennoch, ein Zeichen zu setzen. Dem internatio­nalen Engagement der Nato ist weder in Afghanista­n noch anderswo zu trauen. Er zeigte: Wenn es dem Hauptprofi­teur beliebt, wanken alle Zusagen und selbst Verbündete müssen sehen, wie sie klar kommen und wo sie bleiben. Dringender denn je muss geprüft werden, wie künftige US-Instrument­alisierung­en der Nato vermieden werden können.

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