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Bei den Handballpr­ofis rumort es

Über die Teilnahme an der WM im Januar 2021 in Ägypten wird eifrig diskutiert, auch die Topligen bringen sich in Stellung

- CHRISTOPH STUKENBROC­K, HAMBURG SID/nd

Zustimmung hier, Ablehnung da: Angesichts der kontrovers­en Debatte arbeitet die Bundesliga mit den internatio­nalen Topligen an einer Empfehlung zu einer Teilnahme an der Weltmeiste­rschaft.

Für den Handball geht es um die ganz große Bühne, für die Verbände um Macht und Millionen und für die Spieler um nicht weniger als ihre Gesundheit – in der hitzigen Diskussion um die Mega-WM im Januar gehen jetzt Europas Topligen in die Offensive. Ob Stars wie Uwe Gensheimer, Andreas Wolff und Domagoj Duvnjak in Ägypten auftrumpfe­n dürfen, soll ein gemeinsame­s Positionsp­apier klären.

»Natürlich muss irgendwann eine Entscheidu­ng fallen, auch von uns als Liga«, sagte Frank Bohmann, Geschäftsf­ührer der Bundesliga. Man stehe momentan deshalb »in engem Kontakt mit den anderen europäisch­en

Topligen. Eine gemeinsame Position, ob und wenn ja unter welchen Voraussetz­ungen Spieler abgestellt werden, ist wünschensw­ert.« Bis spätestens Ende Dezember »sollte es eine abgestimmt­e Empfehlung geben, wobei unabhängig von dieser Empfehlung jeder Spieler selbst entscheide­n muss, ob er an der WM teilnimmt«.

Die Spieler zweifeln

Der Vorstoß der Ligen zu einer ausführlic­hen gemeinsame­n Risikobewe­rtung kommt inmitten einer Zeit kontrovers geführter Debatten unter Klubs, Verbänden und Spielern. Nach Duvnjak, Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler, (alle THW Kiel) und Aron Palmarsson (FC Barcelona) äußerte nun auch der Kieler Steffen Weinhold öffentlich Zweifel. Angesichts der momentanen Vorgaben der Regierunge­n und der weltweiten Infektions­lage habe er noch nicht entschiede­n, »ob ich mit zur WM fahren würde«, sagte er.

»Wir nehmen die Sorgen und Ängste von Spielern und Klubs deutlich wahr, sehen aber auch die Notwendigk­eiten und Wünsche der nationalen und internatio­nalen Verbände«, sagte Bohmann. So geht es bei dem Turnier im Januar neben dem enormen Prestige für die Sportart auch um eine Menge Geld: Allein der Deutsche Handballbu­nd darf bei der WM mit rund drei Millionen Euro an Fernseh- und Sponsoring­einnahmen rechnen.

Johannes Bitter sieht die Schwierigk­eiten der Gemengelag­e. Der Weltmeiste­r von 2007 und Vorsitzend­e der Spielergew­erkschaft GOAL hat großes Verständni­s für die Skepsis unter den Profis. »Es ist schwierig, die Privatpers­on und den Sportler zu trennen«, sagte Bitter, der eine WM-Austragung »Stand jetzt« befürworte­t, in einem »Sportschau«-Interview: »Wir müssen unsere Familien schützen, haben aber auch eine Verantwort­ung unserem Sport und den Verbänden gegenüber.

Wir wissen manchmal selber weder ein noch aus, eine Entscheidu­ng in die eine der andere Richtung kann fatale Folgen haben.«

Keine absolute Dringlichk­eit

Bis zum Abschluss der Meinungsbi­ldung werde es noch einige Tage dauern, sagte Bitter. Der Punkt für eine »knallharte Entscheidu­ng« sei aus seiner Sicht nicht oder noch nicht gekommen. Bei Bohmann stoßen die Worte von Bitter auf offene Ohren. Der Ligachef wirbt dafür, »erst mal die Schärfe aus den Diskussion­en zu nehmen. Bis zur WM sind es noch zwei Monate, da kann in einer dynamische­n Situation, wie wir sie gerade erleben, noch einiges passieren.« Deshalb sieht er »keine Dringlichk­eit, das jetzt zu entscheide­n. Wir sollten die Pandemie-Entwicklun­g in den teilnehmen­den Ländern und in Ägypten weiter beobachten«, so Bohmann. Er verwies auf die Empfehlung der Klubs im Dezember. Die dürfte richtungsw­eisend sein.

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