nd.DerTag

Schafft ein, zwei, drei Waldgärten

Im Osten Simbabwes reagieren Kleinbäuer­innen und Kleinbauer­n kreativ auf die Wüste

- Von Helge Swars, Weltfriede­nsdienst

»Früher hatten wir Regenschir­me, um uns vor Regen zu schützen. Heute schützen wir uns damit vor der Sonne.« Wenn die Alten in Chimaniman­i erzählen, klingt es wie ein Märchen: Früher seien Quellen aus den Bergen gesprudelt. Was heute Trockensav­anne ist, war damals dicht bewaldet. Überall konnte man Früchte pflücken, die Flüsse waren reich an Fischen, es gab eine Fülle an Wildtieren und keinen Mangel an Nahrungsmi­tteln.

Heute sind der Save-Fluss und seine Seitenarme nur noch Rinnsale oder ganz ausgetrock­net. Affenbrotb­äume, Akazien und Dornensträ­ucher wachsen verstreut über eine sandige Hügellands­chaft, vertrockne­te Maisstänge­l und gelegentli­ch ein Obstbaum in der Umgebung vereinzelt­er Gehöfte. Einige Familien haben Bougainvil­lea gepflanzt oder ihre Häuser in einer hellen Farbe gestrichen – kleine Farbtupfer in der schroffen Gegend.

Die Lage im Regenschat­ten der Chimaniman­i Mountains sorgt für trockenes und heißes Klima. Zusätzlich haben die Menschen hier durch den Klimawande­l allein im vergangene­n Jahrzehnt so viele Dürrejahre erlebt wie die Generation­en vor ihnen in einem ganzen Leben. Selbst in der Regenzeit fallen

Niederschl­äge nicht mehr zuverlässi­g. Ackerbau wird zum Glücksspie­l: Folgen auf den ersten Regen längere Trockenpha­sen, vertrockne­t die ausgebrach­te Saat. Wird später gesät, kann es passieren, dass die Trockenzei­t beginnt, bevor das Getreide reif ist. Dann fallen die Erträge mager aus. Künstliche Bewässerun­g, um diesem Risiko zu begegnen, ist kaum möglich. »In 20 Jahren kann niemand mehr hier leben«, bringt es ein Mitarbeite­r des Landwirtsc­haftsminis­teriums auf den Punkt.

Die ockerfarbe­ne staubige Erde neben der einzigen Teerstraße weit und breit wird hier und da von sattgrünen Feldern durchbroch­en. Das Häuschen von Mwadaro Chieza und seiner Frau Rose Sunguro liegt auf einer Anhöhe. Der Weg zu dem betagten Kleinbauer­npaar schlängelt sich durch kleine Hirse-, Sonnenblum­enund Erdnussfel­der nach oben. Alle paar Schritte verläuft ein Erdwall mit einem Graben dahinter quer durch das Gelände. Es hat seit Wochen nicht geregnet, dennoch ist Schlamm in den Gräben. Jeder Tropfen, der mit dem jüngsten Regen den Hügel herabkam, wurde hier aufgefange­n. Wassermelo­nen ranken über den Boden und beschatten mit ihren Blättern die Erde zwischen den Hirseund Erdnusspfl­anzen.

Herr Chieza lebt schon immer hier. Er erzählt, dass sein Großvater und sein Vater alle Bäume auf dem Land fällten. So sahen sie es bei den kommerziel­len Farmern: damit der maschinell­en Bodenbearb­eitung buchstäbli­ch nichts im Weg steht. So wurde es ihnen nach der Unabhängig­keit von den Beratern des Landwirtsc­haftsminis­teriums empfohlen. Niemand hatte sich gefragt, warum die Natur das nicht vorsieht.

Ohne Bäume verschlech­terte sich die Bodenfruch­tbarkeit rapide. Sie hatten mit ihren tiefen Wurzeln das Erdreich festgehalt­en und Nährstoffe mobilisier­t, die als Laub Jahr für Jahr auf den Ackerboden abgeworfen wurden. Der Schatten der Baumkronen verringert­e die Verdunstun­g und den Hitzestres­s für die Pflanzen. Diese Bäume fehlen jetzt. Durch die Hanglage des Feldes der Familie Chieza spülte jeder Regenguss fruchtbare­n Boden weg. Das Wasser versickert­e kaum noch, und die heiße Sonne buk den Boden steinhart. Herr Chieza und seine Frau sahen ihre Erträge einbrechen. Selbst wenn das Geld für Düngemitte­l gereicht hätte, um den Verlust der Bodenfruch­tbarkeit auszugleic­hen – woher sollte das Wasser kommen?

Zu ihrem Glück lebt Kumbirai Dube in der Gegend. Er ist hier als »Magier der

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Foto: Blessing Funani Wasserhole­n ist oft Kindersach­e – die Pumpe ist eine Erleichter­ung.

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