nd.DerTag

Verstaatli­chen

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Sebastian Weiermann über Arbeitspla­tzabbau bei Thyssenkru­pp

Thyssenkru­pp ist kaputt. Anders kann man die Situation des einstmals stolzen Ruhrgebiet­skonzerns nicht beschreibe­n. Im Frühjahr wurde mit dem Aufzugbau die profitabel­ste Konzernspa­rte verkauft. 17 Milliarden hat Thyssenkru­pp damit eingenomme­n. Geld, das eigentlich für den Umbau des restlichen Konzerns reichen sollte. Doch dann kam Corona. Die kriselnde Stahlspart­e baute weiter ab, und jetzt steht der Konzern schon wieder mit schlechten Zahlen da. Wie er da rauskommen soll, das ist unklar.

Das Management setzt auf einen weiteren Arbeitspla­tzabbau, hält auch einen Verkauf für möglich oder würde sich über Staatshilf­en freuen. Die NRWSPD möchte gerne ein bisschen einsteigen, die Linke den Konzern verstaatli­chen, was die IG Metall begrüßen würde. Es sind nämlich Tausende Arbeitsplä­tze, die bei Thyssenkru­pp auf dem Spiel stehen. Das aktuelle Management des Konzerns unter Martina Merz wirkt nicht so, als ob ihr diese besonders am Herzen liegen. Merz ist den Anteilseig­nern verpflicht­et, nicht den Mitarbeite­rn und treibt die Filetierun­g des Konzerns voran. Wenn die Managerin weiter schalten und walten kann, wie sie möchte, wird in naher Zukunft nicht mehr viel von Thyssenkru­pp und den Arbeitsplä­tzen übrig sein.

Es ist also vernünftig, über eine Staatsbete­iligung nachzudenk­en. Im Saarland funktionie­rt sie mit der Industries­tiftung, und auch die Salzgitter AG gäbe es wohl ohne Landesbete­iligung längst nicht mehr. Doch Schwarz-Gelb in NRW weigert sich aus ideologisc­hen Gründen, bei Thyssenkru­pp einzusteig­en. Stattdesse­n setzt man auf Coronahilf­en vom Bund. Also Milliarden für einen Konzern ohne eine echte Mitsprache. Das wäre fatal, denn dann könnte die Konzernfüh­rung ihren Weg einfach fortsetzen. Was Thyssenkru­pp braucht, ist dagegen ein echter Staatseins­tieg, der dafür sorgt, dass Jobs bleiben und die Produktion klimaneutr­al umgestellt wird.

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