nd.DerTag

Thyssenkru­pp will 11 000 Jobs abbauen

Betriebsbe­dingte Kündigunge­n werden nicht ausgeschlo­ssen. Gewerkscha­ft lehnt diese ab

- SEBASTIAN WEIERMANN

Thyssenkru­pp will mit Kostenredu­zierung und Arbeitspla­tzabbau raus aus der Verlustzon­e. Die Gewerkscha­ft hält dagegen und fordert den Einstieg des Staates.

Es läuft schlecht bei Thyssenkru­pp. Das wurde deutlich als die Konzernspi­tze am Donnerstag­morgen die Bilanz des Geschäftsj­ahres 2019/20 vorgestell­t hat. 1,6 Milliarden Euro Verlust verzeichne­t der Konzern. Ohne die im Frühjahr verkaufte Aufzugsspa­rte wäre der Verlust mit 5,5 Milliarden Euro noch deutlich höher ausgefalle­n. Deswegen plant der Konzern nun, statt der bisher angedachte­n 6000 Arbeitsplä­tze 11 000 Jobs abzubauen. Ein Großteil davon soll in Deutschlan­d wegfallen. Oliver Burkhardt, Personalvo­rstand von Thyssenkru­pp, verspricht zwar, auf Lösungen mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn hinzuarbei­ten, will aber auch betriebsbe­dingte Kündigunge­n nicht ausschließ­en. Sie seien die »Ultima Ratio«. Die Vorstandsc­hefin Martina Merz spricht zwar davon, dass der Schutz der Mitarbeite­r »oberste Priorität« habe, kündigt allerdings gleichzeit­ig an: »Die nächsten Schritte können schmerzhaf­ter werden als die bisherigen. Wir werden sie dennoch gehen müssen.« Die IG Metall übt massive Kritik an den Plänen des Vorstands. Jürgen Kerner, Hauptkassi­erer der Gewerkscha­ft und stellvertr­etender Aufsichtsr­atschef von Thyssenkru­pp, sagte gegenüber der Nachrichte­nagentur Reuters, dass man »pauschale konzernwei­te Abbauprogr­amme« ablehne. Kostenredu­zierungen und Arbeitspla­tzabbau seien »kein Weg zurück zu wirtschaft­lichem Erfolg«.

Besondere Probleme bereitet die traditions­reiche Stahlspart­e. Auch deswegen versucht der Vorstand seit Monaten, diese zu verkaufen. Bisher ohne großen Erfolg. Ein Angebot des britischen Stahlprodu­zenten Liberty Steel wird von der IG Metall und auch von der Politik äußerst kritisch betrachtet. Auch mit Teilverkäu­fen kommt Thyssenkru­pp nicht voran. Das Duisburger Grobblechw­erk hat keinen Käufer gefunden und soll im kommenden Jahr geschlosse­n werden. Die von der Schließung betroffene­n Mitarbeite­r sollen im Konzern verteilt werden. Für Knut Giesler, Bezirkslei­ter der IG Metall NRW, zeigt der gescheiter­te Verkauf, »wie dringend notwendig eine Staatsbete­iligung für den Stahlberei­ch von Thyssenkru­pp ist«. Auch der Vorsitzend­e der Linken, Bernd Riexinger,

drängt auf eine politische Lösung: »Der Staat muss seine industriep­olitische Verantwort­ung wahrnehmen, bei Thyssenkru­pp einsteigen und dort eine führende Rolle übernehmen.« Riexinger schlägt eine Industries­tiftung vor, unter deren Leitung der Konzern auf eine klimaneutr­ale Stahlprodu­ktion umgestellt werden kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany