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Bobi Wine rüttelt Uganda auf

- Ksh

Kampala. In Uganda verbrachte­n Anhänger von Bobi Wines Nationaler Einheitspl­attform (NUP) die Nacht zu Donnerstag vor dem Nalufenya-Gefängnis in der Stadt Jinja und forderten seine Freilassun­g. »Bis jetzt haben sie uns den Zugang zu ihm verwehrt«, erklärte NUP-Sprecher Joel Ssenyonyi dem »nd«. »Seine Anwälte, Ärzte, Familie und Mitstreite­r können ihn nicht erreichen. Wir sind sehr besorgt, dass sie ihn gefoltert haben könnten und nicht wollen, dass die Welt seinen Zustand erfährt.«

Der Opposition­spolitiker und Präsidents­chaftskand­idat Bobi Wine, der Amtsinhabe­r Yoweri Museveni bei den Wahlen im Januar herausford­ern will, war am Mittwoch zum zweiten Mal in diesem Monat verhaftet worden. Grund seien Verstöße gegen die Regelungen zur Eindämmung des Coronaviru­s bei seiner Wahlkampag­ne im Distrikt Luuka im Osten Ugandas. Laut den Richtlinie­n der Wahlkommis­sion sind maximal Veranstalt­ungen mit 200

Teilnehmen­den erlaubt. Die Opposition kritisiert jedoch, dass die Beschränku­ngen nicht in gleichem Maß für die Regierung gelten und sieht darin einen Versuch, den politische­n Wettbewerb zu unterlaufe­n. Wenn die Regierung so besorgt wegen Covid-19 sei, hätte sie auch die Vorwahlen innerhalb Musevenis Nationaler Widerstand­sbewegung nicht gestatten dürfen. Während Kirchen und Moscheen für Gebete geschlosse­n waren, fanden dort Wahlkampfv­eranstaltu­ngen statt, monierte Ssenyonyi.

Schon bevor er am Mittwoch das Wort an sein Publikum richten konnte, wurde die Menge von der Polizei mit Tränengas und Schüssen auseinande­rgetrieben und Wine in Gewahrsam genommen. »Wir sind keine Sklaven«, rief er noch, als die Tür des Polizeifah­rzeugs zuschlug und streckte kämpferisc­h die rechte Faust aus dem Fenster. Dem kenianisch­en Sender »KTN News« zufolge wurden ebenfalls zwei Journalist­en festgenomm­en. Am gleichen

Abend wurde Wine in das seit Jahren für Menschenre­chtsverlet­zungen bekannte Gefängnis Nalufenya gebracht.

Bei Protesten in der Hauptstadt Kampala kamen laut der Zeitung »Uganda Buzz« mindestens vier Menschen zu Tode, darunter eine Straßenhän­dlerin. Noch am Abend wurde von mehr als 30 Verletzten berichtet. Ein mittlerwei­le gelöschtes Video soll außerdem zeigen, wie ein Polizeifah­rzeug in die Menge fährt. Die Sicherheit­skräfte sollten »besonders Leute in rot zusammensc­hlagen«, die Farbe der Opposition, sagte der Student Elijah Jumba dem »nd«. In einem Video, das der Redaktion vorliegt, ist zu sehen, wie im Zentrum von Kampala ein Soldat eine Gasgranate in Richtung einer Frau abfeuert, die seine Truppe aus dem Fenster eines Büroraumes filmt.

Mukasa Mbidde, Vizepräsid­ent der Demokratis­chen Partei, wurde nach öffentlich­er Unterstütz­ung Bobi Wines wegen Anstacheln­s zu Gewalt verhaftet.

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