nd.DerTag

Polizei reicht nicht als Antwort

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Sebastian Bähr über den Protest in Berlin gegen die Corona-Politik

Die Proteste gegen das Infektions­schutzgese­tz in Berlin verliefen so, wie befürchtet. Es gab Randale auf der Straße, Pöbeleien im Parlament, eine breite Beteiligun­g der extremen Rechten und geschichts­vergessene Vorwürfe. Die folgende Debatte dreht sich nun hauptsächl­ich um das Hausrecht des Bundestage­s. Sicher, das schäbige Einschleus­en von Medienakti­visten durch die AfD in das Reichstags­gebäude braucht Aufarbeitu­ng. Die Radikalisi­erung dieser Mischszene darüber hinaus eine antifaschi­stische Reaktion, die sich nicht mit Rufen nach härteren Polizeimaß­nahmen zufriedeng­ibt.

Gleichzeit­ig ist es aber wichtig, auch auf die blinden Flecken der CoronaPoli­tik einzugehen: Die Krise ist bei vielen mittlerwei­le angekommen, die Menschen werden mit ihren Sorgen dennoch alleine gelassen. Die Unsicherhe­it über die eigene ökonomisch­e Existenz, die medizinisc­he Versorgung und die Verordnung­en ist groß. Der wirtschaft­sfokussier­te und technokrat­ische Umgang der Regierung mit der Krise gießt Benzin ins Feuer.

Die Linke steht hier vor einem Dilemma. Sie hat eine kluge, differenzi­erte Kritik an der Corona-Politik und fordert eine solidarisc­he wie demokratis­che Antwort. Eigene große Proteste scheinen pandemiebe­dingt aber momentan nicht machbar. Die Aufmerksam­keit bekommen so andere.

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