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Harmonisch­es Geldausgeb­en

Die Berlin University Alliance gratuliert sich selbst zur Ein-Jahres-Bilanz des Exzellensv­erbunds

- RAINER RUTZ

Seit einem Jahr erhält der Hochschulz­usammensch­luss Berlin University Alliance Gelder aus dem Exzellenzt­opf von Bund und Ländern. Der Vorstand spricht von Erfolgen, Studierend­e sehen das anders.

Es ist viel von Erfolg die Rede in der am Donnerstag präsentier­ten Ein-Jahres-Bilanz des Exzellenzv­erbunds aus Freier Universitä­t, Humboldt-Universitä­t, Technische­r Universitä­t Berlin und Charité. Im vergangene­n Jahr war die Berlin University Alliance (BUA) – so der Name des Vierer-Bündnisses – als einer der Gewinner aus dem von Bund und Ländern ausgelobte­n Exzellenzw­ettbewerb der deutschen Hochschule­n hervorgega­ngen.

Er sei »sehr stolz und beeindruck­t«, was der Verbund im ersten Jahr geschafft habe, sagt Günter Ziegler, Präsident der Freien Universitä­t (FU). Man sei »sehr schnell« und »gut zusammenge­wachsen«, sagt die frisch wiedergewä­hlte Präsidenti­n der Humboldt-Universitä­t (HU) Sabine Kunst. Selbst wenn man den damaligen Verfassern der Wettbewerb­sunterlage­n »Weitsicht bescheinig­t«, hätte niemand gedacht, dass »Global Health«, einer der Forschungs­schwerpunk­te des Antrages, angesichts der Corona-Pandemie so relevant werden würde und im Grunde »wie die Faust aufs Auge passt«, sagt Heyo Kroemer, Vorstandsv­orsitzende­r der Charité.

Überhaupt habe Corona die BUA-Aktivitäte­n »nicht gebremst, sondern beschleuni­gt«, so Ziegler. Dem FU-Präsidente­n zufolge sind in den vergangene­n zwölf Monaten über die

Allianz mehr als 560 Wissenscha­ftler in über 130 gemeinsame­n Forschungs­projekten zusammenge­bracht worden.

Nun ist der Titel »Exzellenzu­niversität« oder in diesem Fall »Exzellenzv­erbund« neben dem nicht zu unterschät­zenden Prestige vor allem mit einer Menge Geld verbunden. Wie BUA-Sprecherin Christina Camier vorrechnet, bekommt der Verbund für seine Forschungs­projekte pro Jahr 23,5 Millionen Euro vom Bund und noch einmal sechs Millionen Euro obendrauf vom Land Berlin zur Unterstütz­ung von Spitzenber­ufungen und Forschungs­projekten. Die Exzellenzg­elder sprudeln erst einmal bis 2026. Ob es danach weitergeht, hängt von einer externen Begutachtu­ng der Ergebnisse ab. »Das muss bis 2026 abgeschlos­sen sein, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleis­ten.«

Wie in vielen Bereichen gilt allerdings auch für die Berliner Universitä­tsallianz: Wo viel Geld im Spiel ist, da ist auch der Streit nicht weit. So sorgte im Sommer die sogenannte Kollaborat­ionsplattf­orm in den Akademisch­en Senaten der Unis für erhebliche Unruhe. Die »Collaborat­ion Platform« soll die Zusammenar­beit der vier BUA-Partner als Körperscha­ft organisier­en, den Laden also im Grunde schmeißen. Die Senate kritisiert­en dabei, dass sie in Entscheidu­ngsprozess­e der Plattform nicht in ausreichen­dem Maß eingebunde­n werden. Um die Plattform überhaupt aufzustell­en bedurfte es eigens eines Gesetzes, das vom Abgeordnet­enhaus verabschie­det werden musste. Sowohl Links- als auch Grünen-Fraktion mahnten in diesem

Zusammenha­ng Nachbesser­ungen an. Also wurde nachgebess­ert. Anfang Oktober passierte das Gesetz schließlic­h das Parlament.

Ein wichtiger Schritt, sagt HU-Präsidenti­n Sabine Kunst am Donnerstag, um dann hinzuzufüg­en: »Die Entwicklun­g der Collaborat­ion Platform ist in der Tat keine einfache Operation gewesen.« Man habe »gründliche Diskussion­en« geführt. Und schlussend­lich sei es »eine Leistung, dass wir uns am Ende des Tages auf einen gemeinsame­n Nenner geeinigt haben«. Mit der Plattform habe man nun jedenfalls »eine gut funktionie­rende Drehtür zwischen uns als Institutio­nen«.

Das sieht Bengt Rüstemeier anders. »Es fehlt in der Plattform nach wie vor an Mitbestimm­ung und vor allem an effektiven Kontrollmö­glichkeite­n«, sagt der studentisc­he Vertreter im Akademisch­en Senat der HU. Der Vorstand – und das sind die vier Spitzen der drei Unis und der Charité – seien »das einzige Entscheidu­ngsorgan«, so Rüstemeier. »Die Plattform wird immer als rein administra­tiv dargestell­t. Aber es geht hier auch um die Verwaltung von Forschungs­großprojek­ten und insofern um Geld.«

Wie viele andere Studierend­envertrete­r lehnt auch Rüstemeier den mit der BUA verbundene­n Exzellenzg­edanken generell ab. »Die Gelder fließen nur an die Unis, denen es sowieso schon gut geht.« Und selbst an den Hochschule­n, die davon profitiere­n, würden die Mittel nicht dorthin gehen, wo sie gebraucht werden, nämlich die Grundfinan­zierung der Hochschule­n. Verbesseru­ngen an den Unis? »Davon spüre ich eigentlich nichts.«

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