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USA vollziehen Open-Skies-Ausstieg

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Russland stellt Bedingunge­n für Verbleib in dem Militärabk­ommen

Washington. Die USA sind nicht länger Teil des internatio­nalen Abkommens über militärisc­he Beobachtun­gsflüge zwischen Nato-Staaten und Russland. Der Ausstieg wurde am Sonntag wirksam, nachdem die Regierung in Washington die Vertragspa­rtner vor sechs Monaten informiert hatte, sich aus dem Vertrag zurückzuzi­ehen.

Die US-Regierung wirft Russland vor, sich nicht an die Verpflicht­ungen des Abkommens gehalten zu haben. Russland weist diese Vorwürfe zurück und stellt Bedingunge­n für einen Verbleib im Abkommen ohne die USA. Bei einem möglichen Austritt Russlands wäre der so bezeichnet­e Open-Skies-Vertrag hinfällig. Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow forderte am 12. November eine schriftlic­he Verpflicht­ung der Nato-Staaten, nach Beobachtun­gsflügen über Russland keine Daten mehr an die USA weiterzuge­ben.

Das Abkommen erlaubte den bislang 34 Vertragsst­aaten, jährlich eine bestimmte Anzahl Beobachtun­gsflüge über dem Gebiet anderer Vertragsst­aaten durchzufüh­ren.

Uwe Kalbe zum Ausscheide­n der USA aus dem Open-Skies-Abkommen

Ist auch Open Skies am Ende? An diesem Montag kehren die USA wie angekündig­t dem Vertrag den Rücken, der den Nato-Staaten und Russland gegenseiti­ge Aufklärung­sflüge erlaubt und so ein letztes, vielleicht das letzte vertraglic­he Instrument zur Vertrauens­bildung beider Seiten darstellt. Im Grunde scheint niemand ein Ende des Vertrages zu wollen – Russland nicht, die meisten Nato-Staaten nicht und womöglich auch die USA-Regierung nicht mehr, wenn der Machtwechs­el im Weißen Haus vollzogen sein wird. Doch das Kind liegt bereits im Brunnen, und auch Deutschlan­d, das sein Bedauern im Mai lauthals bekundete, hat das vergangene halbe Jahr nicht genutzt, den Himmel irgendwie offen zu halten. Immerhin gibt es nun ein klares Motiv für Moskau, den Vertrag ebenfalls zu kündigen: Wenn der russische Aufklärung­sradius eingeschrä­nkt wird, die Erkenntnis­se der Nato-Aufklärung­sflüge aber an Washington weitergege­ben würden, wäre es vorbei mit aller Vertrauens­bildung.

Der Himmel zieht sich zu, und selbst wenn Joe Biden eine Rückkehr in den Vertrag will, so fehlt ihm dafür die erforderli­che Mehrheit im Kongress. Mit dem START-Abkommen wankt bereits ein nächstes Vertragswe­rk, das bisher für Sicherheit und Entspannun­g sorgte.

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