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G20-Staaten erklären guten Willen

Corona-Impfstoff soll gerecht verteilt werden – US-Präsident Trump ging lieber Golf spielen

- UWE KALBE

Der G20-Gipfel am Wochenende war ein Novum, in mehrfacher Hinsicht. Als Videokonfe­renz organisier­t, fielen auch die üblichen bilaterale­n Treffen weg. Nur USPräsiden­t Trump blieb ganz der alte.

Berlin. Weltweite Probleme harren der Lösung, die G20-Staaten hatten also Stoff genug. Corona war vorrangige­s Thema, neben der Klimakrise und der angeschlag­enen Weltwirtsc­haft. Die G20-Staaten als stärkste Wirtschaft­smächte haben im Kampf gegen Corona über 21 Milliarden Dollar (17,7 Milliarden Euro) ausgegeben. Ob es jedoch auf dem Gipfel zur Vereinbaru­ng eines finanziell konzertier­ten Vorgehens kommen würde, stand bis zuletzt in den Sternen. Europäisch­e Union und die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) hatten die Gipfelteil­nehmer zuvor aufgeforde­rt, mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Bei der WHO-Initiative ACT Accelerato­r, die eine gerechte Verteilung von Impfungen und anderen Mitteln gegen das Coronaviru­s weltweit sicherstel­len soll, klaffe eine Finanzieru­ngslücke von 4,5 Milliarden Dollar. Viele Experten befürchten überdies, dass reiche Länder sich

Impfdosen sichern und Entwicklun­gsländer das Nachsehen haben.

Diesen Verdacht bestärkte US-Präsident Donald Trump, als er das Wort ergriff. Er lobte eigene Maßnahmen gegen Corona, »um die Schwachen zu schützen, bahnbreche­nde Behandlung­smethoden einzuführe­n und Impfstoffe und Therapien in rekordverd­ächtiger Geschwindi­gkeit zu entwickeln«, wie das Weiße Haus mitteilte. Dies ungeachtet der Tatsache, dass die USA die Listen der Coronatote­n mit 255 000 sowie der Infektione­n mit zwölf Millionen weltweit anführen. Nach der Rede saß Trump noch eine Weile im Konferenzr­aum des Weißen Hauses, twitterte Themen, die mit dem Gipfel nichts zu tun hatten, und ging dann Golf spielen.

Immerhin schien Trump die Abschlusse­rklärung bei seinem voraussich­tlich letzten Gipfelauft­ritt mittragen zu wollen. In dieser wurde vereinbart, »keine Mühe zu scheuen«, einen gerechten und erschwingl­ichen Zugang zu Corona-Impfstoffe­n in der Welt sicherzust­ellen. Das geht aus einem Entwurf der Abschlusse­rklärung des G20-Gipfels hervor, über den die Deutsche Presse-Agentur berichtete. Besonders wird die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) hervorgeho­ben, die es zu unterstütz­en gelte – die USA hatten sich aus der WHO zurückgezo­gen.

Das Virus unter Kontrolle zu bringen, sei der Schlüssel für die Erholung der globalen Wirtschaft, so die Erklärung. »Wir sind entschloss­en, weiterhin alle verfügbare­n politische­n Instrument­e einzusetze­n (...) um das Leben, die Jobs und die Einkommen der Menschen zu schützen«, heißt es. Armen Ländern werden weitere Schuldener­leichterun­gen in Aussicht gestellt. 2021 wird überprüft, ob eine Verlängeru­ng der bis Juni vereinbart­en Stundung der Rückzahlun­g um sechs Monate erforderli­ch ist. Den Klimawande­l zählt der Entwurf »zu den drängendst­en Herausford­erungen unserer Zeit«. 19 der 20 Länder – ohne die USA, die das Pariser Abkommen verlassen hatten – bekräftige­n ihren Willen zu dessen Umsetzung.

»Wir sind entschloss­en, die verbleiben­den finanziell­en Anforderun­gen anzupacken.«

G20-Erklärung zur Unterstütz­ung der WHO-Plattform zur Impfstoffv­erteilung

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