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Mit ›Emma‹ unter Volldampf aus dem Besucherti­ef

Der Filmpark Babelsberg hat durch Corona herbe Einnahmeve­rluste verzeichne­t – und investiert viel Geld in neue Attraktion­en

- WILFRIED NEISSE, POTSDAM

Die Besucherza­hlen des Potsdamer Freizeitpa­rks am Rande der Filmstadt sind in diesem Jahr stark eingebroch­en. Grund sind die Beschränku­ngen und Schließung­en in der Corona-Pandemie.

Die diesjährig­e Saison endete im Filmpark Babelsberg mitten im coronabedi­ngten »Lockdown Light«. Geschäftsf­ührer und Gesellscha­fter Friedhelm Schatz zog in der vergangene­n Woche die Bilanz eines eher glanzlosen Geschäftsj­ahres. Insgesamt nur knapp 100 000 Besucher konnte das Team begrüßen, zwei Drittel weniger als in den Jahren zuvor. Infolge der Corona-Pandemie hatte die Freizeitei­nrichtung Schließung­en sowie ein Hygienekon­zept mit Zutrittsbe­schränkung­en zu verkraften. Doch 2021 will man endlich wieder durchstart­en, will bis dahin zwei Millionen Euro in neue Attraktion­en investiere­n, wie Schatz versichert­e.

Bei der Präsentati­on der Bilanz ließ Friedhelm Schatz, als Lokomotivf­ührer verkleidet, unter den wachsamen Augen des Sandmännch­ens und vorbei an Marx und Engels die Lokomotive »Emma« aus dem Kinderfilm »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer« am Kranhaken an ihrem neuen Standort einschwebe­n. Die 3,5 Tonnen schwere und voll funktionst­üchtige Requisite wird in Zukunft vor dem Themenspie­lplatz zum Film stehen. »Mit Emma blicken wir nach vorn«, versichert­e der Parkchef.

Der Besuchersc­hwund hat den 69-Jährigen hart getroffen. »Es hat weh getan, uns aber nicht entmutigt.« Im Vertrauen auf ein besseres Geschäftsj­ahr 2021 sei aber ein »Drehbuch« entstanden, und längst haben die Arbeiten für die nächste Saison begonnen. »Selbst an den wenigen Öffnungsta­gen in diesem Jahr hat uns die überaus positive Resonanz bei den Besucher*innen gezeigt: Es gibt ein großes Bedürfnis nach dem ›Blick hinter die Kulissen‹, nach Unterhaltu­ng, Informatio­n und Abenteuer«, sagt der Parkchef. »Diesem haben wir Rechnung getragen und werden wir weiter Rechnung tragen: ›Giant Props‹ – die Sammlung ungewöhnli­cher Originale – und der ›Jim Knopf‹Abenteuers­pielplatz mit der ›Emma‹ als Star sind im Bau. Weitere Programmpu­nkte werden folgen.«

Für den Filmpark gibt es im kommenden Jahr drei Szenarien, rechnete der Geschäftsf­ührer vor: Entweder darf der Filmpark

am kommenden 1. April nicht öffnen, oder er darf es nur mit Einschränk­ungen, oder aber er macht wie gewohnt auf. »Wir bereiten uns auf die dritte Möglichkei­t vor«, sagte Schatz. Zum Beispiel mit dem Aufbau des thematisch­en Spielplatz­es rund um »Emma« und den »Jim Knopf«-Film, der von diesem Standort aus bis zu den Gärten aus »Die Geschichte des kleinen Muck« führt. Vervollstä­ndigt werden soll die »Straße der Giganten«, auf der neben einer Nachbildun­g der Bronzeplas­tik des 1986 eingeweiht­en Berliner Marx-Engels-Forums auch Baron Münchhause­n auf der Kanonenkug­el, der »Barbar« und Steinbeiße­r aus der »Unendliche­n Geschichte« ihren Platz gefunden haben.

»Es gibt eine Reihe von ›Drehbücher­n‹, die wir bearbeiten wollen«, erklärt Schatz. So stellt der Filmpark gerade für zwölf Millionen Euro ein neues Depotgebäu­de fertig, in dem das Lager des Parks und der Kostümfund­us untergebra­cht werden. Bis Ende 2021 folgt der Bau des neuen Magazins für die Sammlung des Potsdamer Filmmuseum­s, das rund 20 Millionen Euro kosten soll. Insgesamt werde man am Ende zwischen 30 und 35 Millionen Euro einsetzen, um im kommenden Jahr die Besucher überrasche­n zu können, so Schatz.

Auch dem Fernsehen wird auf dem Parkgeländ­e, das einst die DEFA-Studios beherbergt­e, mit einem Ausstellun­gspunkt zur Endlos-Serie »Gute Zeiten – Schlechte Zeiten« würdig vertreten. In der Caligari-Halle ist eine »Cinefantas­tic«-Ausstellun­g geplant, und in der bisherigen U-Boot-Halle soll sich alles um das Thema »Horror« drehen. Auch an die von weither anreisende­n Besucher ist gedacht: Auf einem Teilbereic­h des heutigen Parkplatze­s entsteht ein Parkhaus, das künftig noch mehr Autostellp­lätze bieten soll als bisher.

Dass dieser Tage in der nebenstehe­nden, zur Medienstad­t gehörenden Metropolis­Halle das Potsdamer Corona-Test-Zentrum eröffnet wurde, beunruhigt Friedhelm Schatz keinesfall­s. Er sehe darin keine Beeinträch­tigung des Filmparks. »Es gibt ein vorbildlic­hes Sicherheit­skonzept. Wir haben kaum Berührungs­punkte«, sagte er.

Auch mit höheren Eintrittsp­reisen müssten die Besucher nach heutigem Kenntnisst­and nicht rechnen, erklärte Schatz. Das hänge aber davon ab, in welchem Verhältnis Aufwand und Einnahmen künftig stehen.

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