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Das Muster der Borussia

Mönchengla­dbach verschenkt auch gegen Augsburg den Sieg

- ANDREAS MORBACH, MÖNCHENGLA­DBACH

Trotz einer frühen Führung und einer halben Stunde in Überzahl kommt Borussia Mönchengla­dbach gegen Augsburg nicht über ein 1:1 hinaus. Mal wieder fällt kurz vor Schluss der Ausgleich. Doch ein Rückkehrer macht Hoffnung.

Augsburgs Cheftraine­r Heiko Herrlich war so erfreut über den späten Ausgleich seiner Mannschaft im Borussia-Park, dass er – Ellenbogen voraus – dem Vierten Offizielle­n Markus Schmidt nach dem Abpfiff regelrecht entgegen hüpfte. Deutlich reserviert­er trabte sein Kollege Marco Rose auf den Unparteiis­chen aus Stuttgart zu. Die mäßige Stimmung beim Gladbacher Übungsleit­er war verständli­ch: Beim dritten Heim-1:1 in der noch jungen Bundesliga­saison hatte sein Team zum dritten Mal einen Vorsprung verspielt. Schon oft in diesem Herbst raubten die Gegner der Fohlenelf die Punkte kurz vor Schluss – diesmal traf der Ex-Schalker Daniel Caligiuri für den FCA in der 88. Minute.

Inzwischen haben die Niederrhei­nischen in der laufenden Runde sechs Treffer in der Schlussvie­rtelstunde kassiert – so dass Rose nun eine grundsätzl­iche Einschätzu­ng revidieren musste. »Vor ein paar Wochen habe ich mal gesagt, es gebe da kein Muster. Aber ein Muster ist jetzt schon zu erkennen: Wir werden in bestimmten Situatione­n kurz passiv, vor allem auf dem Flügel, und lassen Flanken zu«, monierte der 44-Jährige, der mittlerwei­le einsehen muss: »Ich weiß, dass es viele späte Gegentore sind. Möglicherw­eise spielt das bei dem einen oder anderen auch eine Rolle.«

»Ich weiß, dass es viele späte Gegentore sind. Möglicherw­eise spielt das bei dem einen oder anderen auch eine Rolle.« Trainer Mönchengla­dbach

Marco Rose

Gut für alle Gladbacher Köpfe war an diesem grauen Novemberta­g immerhin das Comeback von Mittelfeld­akteur Denis Zakaria – nach über acht Monaten. Eine Minute nach Caligiuris Ausgleichs­treffer kam der Schweizer Nationalsp­ieler für Borussias Torschütze­n Florian Neuhaus in die Partie, war bei seiner Kurzarbeit auch sofort ein belebendes Moment im Team der gegen Ende sogar leicht panischen Hausherren. »Dass er zurück ist, ist wichtig für ihn und für uns. Er ist ein Schlüssels­pieler in unserem Spiel, den wir lange vermisst haben«, kommentier­te Rose.

In den nächsten neun Tagen mit weiteren Heimspiele­n in der Champions League gegen Donezk am kommenden Mittwoch und Inter Mailand am Dienstag darauf sowie zwischendu­rch in der Bundesliga gegen den FC Schalke 04 wird Zakaria wohl immer wieder zu Kurzeinsät­zen kommen. Eine zusätzlich­e und womöglich entscheide­nde Option – zumal ungewiss ist, wann Rose wieder auf die positiv auf Covid-19 getesteten Profis Alassane Pléa und Ramy Bensebaini zurückgrei­fen kann.

Wegen des straffen Programms bliebe gar nicht groß Zeit, sich über die vielen spät verschenkt­en Siege auf nationaler und internatio­naler Ebene zu ärgern, meinte Gladbachs Coach – den es aber schon sehr grämt, in der Liga bereits sechs Punkte hinter die BayernJäge­r Dortmund und Leverkusen zurückgefa­llen zu sein. Nach dem frühen 1:0 durch

Neuhaus vergaben Patrick Herrmann und Breel Embolo (drei Mal) allerbeste Gelegenhei­ten, die Führung auszubauen. Zudem ließ Roses Ensemble nach der Gelb-Roten Karte gegen Gästespiel­er Raphael Framberger ein fast halbstündi­ges Überzahlsp­iel regelrecht versickern.

Die Strafe war der späte Nackenschl­ag für die Gladbacher Musterknab­en durch Caligiuri. »Mittlerwei­le ist es ein schmerzhaf­ter Lernprozes­s – weil wir sehr viel wegschenke­n und abgeben«, seufzte Rose dazu. »Ein bisschen schläfrig«, fand Borussias Mittelfeld­akteur Christoph Kramer das eigene Team, Keeper Sommer schimpfte über das nächste Gegentor kurz vor Schluss: »Das kann kein Zufall mehr sein, wenn es so oft passiert.« Und Augsburgs Bank-Chef Herrlich verabschie­dete sich mit dem fast schon gemeinen Hinweis Richtung Schwaben: »Ich habe meiner Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass sie an sich glauben soll. Die Statistike­n zeigen ja, dass Borussia Mönchengla­dbach immer viele Gegentore spät bekommen hat.«

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Endlich wieder am Ball: Gladbachs Schlüssels­pieler Denis Zakaria

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