nd.DerTag

Signal an die Konservati­ven

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Aert van Riel zum Bundespart­eitag der Grünen

Der Parteitag der Grünen hat gezeigt, dass Annalena Baerbock und Robert Habeck ihre Partei im Griff haben. Kontrovers­en wurden abgeräumt und Kritiker mit Kompromiss­formulieru­ngen besänftigt. Die Vorsitzend­en haben ihre Mitglieder und Funktionär­e auf das große Ziel eingestimm­t, im kommenden Jahr endlich wieder Teil der Bundesregi­erung zu werden. Das ist einerseits nachvollzi­ehbar. Die Menschen, welche die Partei unterstütz­en und teilweise für mehr Umweltschu­tz auf die Straßen gehen, wollen politische Ergebnisse sehen. Anderersei­ts besteht kein Anlass für großen Optimismus. Die Bundesspit­ze der Grünen hat deutlich gemacht, dass sie keine radikalen Forderunge­n erheben will. Ein Beispiel hierfür ist die Formulieru­ng im neuen Grundsatzp­rogramm zur Begrenzung der Erderwärmu­ng. Die Partei bleibt vage, wenn es um das 1,5-Grad-Ziel geht.

Somit senden die Grünen auch ein Signal an die Union, mit der eine Koalition nach der nächsten Bundestags­wahl am wahrschein­lichsten wäre. Die Konservati­ven wissen, dass man künftige Partner in Koalitions­gesprächen zu weiteren Zugeständn­issen bewegen kann, wenn nicht einmal deren Programme sonderlich ambitionie­rt sind. In mehreren Bundesländ­ern hat die CDU mit den Grünen diesbezügl­ich gute Erfahrunge­n gemacht. Das gilt auch in Hessen, wo für den Ausbau einer Autobahn der Dannenröde­r Forst abgeholzt wird. Die Grünen sind darüber offiziell nicht glücklich, tragen die Entscheidu­ng aber mit.

Die internen Debatten dürften schärfer werden, wenn sich die Union für Friedrich Merz als Kanzlerkan­didaten entscheide­n sollte. Eigentlich ist er auch wegen seiner homophoben Ausbrüche für die Grünen nicht akzeptabel. Aber die Partei ist immer wieder für negative Überraschu­ngen gut, wenn es um die Macht geht.

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