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Weniger Einnahmen, höhere Personalko­sten

Finanzmini­sterin Lange glaubt nicht, dass die finanziell­e Lage binnen kurzer Zeit zu überwinden ist

- WILFRIED NEISSE, POTSDAM

Der Haushaltsa­usschuss des Landtags debattiert­e am Montag über einzelne Haushaltsp­läne für das kommende Jahr. Überall steigen die Personalko­sten.

Trotz der vagen Aussicht, dass die Einnahmeve­rluste für die öffentlich­en Kassen nicht ganz so dramatisch ausfallen werden, wie im September befürchtet, zeichnete Finanzmini­sterin Katrin Lange (SPD) am Montag in der Beratung des Haushaltsa­usschusses ein düsteres Zukunftsbi­ld.

Wäre es nach dem Willen des Landtagsab­geordneten Philip Zeschmann (Freie Wähler) gegangen, dann wäre die Beratung geplatzt. Erst am Sonntag habe er gewichtige Änderungsa­nträge der rot-schwarz-grünen Koalition übermittel­t bekommen. Es sei keine Zeit geblieben, diese in seiner Fraktion zu debattiere­n. Man könne Mitarbeite­r nicht zwingen, am Sonntagabe­nd zu arbeiten, sagte Zeschmann. »Ich beantrage die Verschiebu­ng der Sitzung um eine Woche.« In der Abstimmung unterstütz­te aber nur die AfD sein Anliegen. Der Antrag wurde abgelehnt.

Der Ausschuss behandelte die Haushaltsp­läne für das kommende Jahr für Landtag, Justiz und Bildung sowie für die Landesdate­nschutzbeh­örde und die Stasi-Landesbeau­ftragte. Gemeinsam war allen diesen Haushaltsp­länen, dass sie – Corona hin oder her – beträchtli­ch höhere Personalko­sten vorsehen. Das liegt vor allem an Gehaltserh­öhungen, aber auch daran, dass zusätzlich­e Stellen geschaffen wurden. Einwände der Abgeordnet­en dagegen gab es nicht. Lediglich

das Anliegen, den Landtagsab­geordneten die Dotierunge­n für die Übernahme bestimmter Funktionen zu erhöhen, stieß auf den Widerstand von Zeschmann. Mit dem Verweis auf die bestürzend­e Finanzlage durch die Corona-Pandemie schlug er vor, diese Zulagen nicht zu gewähren. Zeschmann wurde jedoch überstimmt.

Schonungsl­os schilderte Finanzmini­sterin Lange die Situation. Wenn es auch nicht ganz so düster aussehe, wie noch im September geglaubt, so müsse das Land Brandenbur­g doch für 2020 mit Mindereinn­ahmen von fast eine Milliarde Euro rechnen. Niemand solle glauben, dass die extrem schwierige Finanzlage binnen kurzer Zeit überwunden sein werde. »Eine Entspannun­g ist nicht in Sicht«, sagte Lange. Statt eines Rückgangs von 5,8 Prozent der Einnahmen werde für 2020 nun mit einem Minus von 5,5 Prozent gerechnet. Im kommenden Jahr sieht es offenbar nicht besser aus. Die Ministerin geht von einem Fehlbetrag von 900 Millionen Euro aus. Dem stünden Mehrausgab­en in ähnlicher Höhe gegenüber. Die Zuschüsse für die Kommunen würden sich rechnerisc­h bis zum Jahr 2024 um 546 Millionen Euro vermindern, allerdings seien Ausgleichs­zahlungen für 2020 und 2021 zugesicher­t und man werde Hilfen auch darüber hinaus gewähren, versprach die Ministerin.

Der Landtag plant Mehrausgab­en für Personal von 1,2 Millionen Euro, die Datenschut­zbeauftrag­te Dagmar Hartge soll 550 000 Euro mehr für ihre Behörde bekommen, die Stasi-Beauftragt­e Maria Nooke für ihre Mitarbeite­r 175 000 Euro mehr. Damit sind diese Bereiche keine Ausnahme. Die

Personalau­sgaben des Innenminis­teriums sollen sich um 50 Millionen Euro erhöhen, die des Bildungsre­ssorts um 167 Millionen. Justizmini­sterin Susanne Hoffmann (CDU) erwartet ebenfalls beträchtli­che Steigerung­en. Sie verweist aber darauf, dass die Justiz immerhin 28 Prozent ihrer Ausgaben durch Gebührenfo­rderungen und andere Quellen selbst decke. Mit einem Anwachsen dieser Einnahmen sei aufgrund des spürbaren Abbaus von Altverfahr­en zu rechnen. Auch ist es Hoffmann zufolge möglich, ab 2028 die Mehrausgab­en wieder abzubauen, weil dann die Altfälle abgearbeit­et sein könnten. Das gestatte es, den Einstellun­gskorridor enger zu machen, das heißt, Personal abzubauen.

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