nd.DerTag

Der Drohnenkri­eg muss enden

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Daniel Lücking über das Urteil zum US-Stützpunkt Ramstein

Es ist eine Farce. Dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen dürfe, war ein Grundkonse­ns nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass die Bundeswehr an immer mehr Einsätzen beteiligt ist, die realistisc­h betrachtet Kriegseins­ätze sind, ist nur mit reichlich dehnbarer Rechtsausl­egung und juristisch­er Spitzfindi­gkeit zu erklären. Dass die USA Kriege führen, ist indes unbestreit­bar. Ein US-Drohnenbed­iener hat im NSA-Untersuchu­ngsausschu­ss im Bundestag umfassend geschilder­t, wie die Steuerung der Drohnen stattfinde­t. Er beschrieb, wie überaus dürftig die Qualität der Bilder ist, die die Drohnen liefern und wie dürftig die Quellenlag­e ist, was die anvisierte­n und beschossen­en Personen angeht. Dazu die quälende Gewissheit, wenn kurz nach Abschuss der Drohne noch Zivilisten, darunter auch Kinder, in den Zielbereic­h laufen und getötet werden. Mit dem Stützpunkt in Ramstein, über den das Drohnensig­nal seinen Weg nimmt, geht von Deutschlan­d ein perfider Krieg aus.

Bevor das Signal die bewaffnete­n Drohnen auf der anderen Seite des Erdballs erreicht, die dann ohne Anklage hinrichten, liegt oft nicht mehr als eine Handynumme­r als Indiz vor. Deutschlan­d wirkt daran mit. Durch Duldung der US-Präsenz in Ramstein, durch Profite, die die lokale Wirtschaft macht, und durch Desinteres­se an der Thematik selbst.

Es ist eine Illusion zu glauben, dass der Drohnenkri­eg kontrollie­rbar sei. Er wird nicht von Armeen geführt, die immerhin formal eine Kontrolle durch das Parlament erfahren. Oft ist es der Geheimdien­st CIA, der diese Drohnen einsetzt, die Zwecke aber niemals offen legen wird. Kritik sollte es dringend an der Rechtsprec­hung in diesem Fall geben, die juristisch­e Spitzfindi­gkeiten legitimier­t, statt grundsätzl­ich Position gegen einen Krieg zu beziehen, der durch Ramstein auch uns gefährdet.

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