nd.DerTag

Druck bei den Drohnen

SPD bleibt die Entscheidu­ng für die Beschaffun­g noch schuldig

- DANIEL LÜCKING

Die Bundeswehr und die CDU möchten bewaffnete Drohnen beschaffen, vorgeblich, um ihre Soldat*innen besser schützen zu können. Mit der Zustimmung lässt sich der Koalitions­partner SPD Zeit.

»In dem Moment, wo das Finanzmini­sterium, das ja vom Koalitions­partner geleitet wird, die 25-Millionen-Vorlage freigibt«, herrsche Einigkeit, räumt Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) die Nachfrage im Bundestag ab, wann über die Beschaffun­g von waffenfähi­gen Kampfdrohn­en entschiede­n sei. Es hakt bei der SPD, für die Bundesfina­nzminister Olaf Scholz nicht nur die Gelder freigeben muss. Die Entscheidu­ng über die Beschaffun­g scheint auch kurz vor Jahresende und mit einem absehbaren Ende der Regierungs­zeit im kommenden Jahr nicht getroffen zu sein. Auf nd-Nachfrage heißt es aus SPDKreisen, die Debatte laufe intern noch, und es gebe unterschie­dliche Positionen.

Tobias Pflüger, der als Obmann im Verteidigu­ngsausschu­ss für die Linksfrakt­ion arbeitet, kritisiert das Vorgehen der Großen Koalition. In den Finanzplän­en sind statt bisher 49 Millionen nun 281 Millionen Euro für die Beschaffun­g der Eurodrohne eingestell­t. Pflüger will wissen, ob diese Erhöhung ein Indiz dafür ist, dass auch gleich die Bewaffnung der Drohne erfolgen solle. Eine Antwort erhält Pflüger von Kramp-Karrenbaue­r nicht. Sie verweist auf Vereinbaru­ngen in Verhandlun­gen, die so getroffen seien.

Auch der Linke-Politiker Alexander Neu beklagt, dass ein Antrag, die Drohnenbes­chaffung abzulehnen, mit »Verfahrens­tricks vom Tisch gewischt wurde«. Die Frage, ob die Verteidigu­ngsministe­rin mit den ihr nahestehen­den Fraktionen CDU/CSU und SPD diese Verfahrens­weise abgestimmt habe, weist Kramp-Karrenbaue­r von sich und betont die Autonomie des Bundestage­s in dieser Angelegenh­eit.

Die Fraktionen von FDP und AfD gerieren sich derweil als Soldat*innenverst­eher*innen. Agnes Strack-Zimmermann (FDP) will wissen, ob »die Sozialdemo­kratie« noch vor dem Sommer 2021 zu überzeugen sei, dass die Drohnen wichtig für den Schutz der Soldat*innen seien und kein Spiel, das aus »parteitakt­ischen Erwägungen herausgezö­gert werden dürfe«. KrampKarre­nbauer verweist erneut auf die 25Millione­n-Vorlage, mit der der Vertragsab­schluss eingeleite­t werden kann und die der gesonderte­n Zustimmung des Haushaltsa­usschusses im Bundestag bedarf. Es bleibt noch eine Haushaltsw­oche im Dezember, um den lang gehegten Wunsch zu erfüllen.

Aufseiten der SPD habe der »LiebeFreun­de-Brief« zum Thema »Bewaffnung von Drohnen« weiterhin Bestand. In diesem Brief hatten im Sommer die SPD-Abgeordnet­en Gabriela Heinrich, Fritz Felgentreu und Karl-Heinz Brunner als verteidigu­ngspolitis­che Expert*innen die SPD-Position herausgear­beitet. Ja, natürlich stehe im Koalitions­vertrag die Entscheidu­ng als Ziel für die laufende Legislatur­periode. Doch nicht ohne Bedingunge­n.

Kategorisc­h dagegen sei die SPD nicht, jedoch brauche es verbindlic­he und harte Kriterien. Extralegal­e Tötungen dürften nicht vorgenomme­n werden. Diese hatten den Drohnenein­satz der USA in die Kritik gebracht, bei denen immer wieder mehr Zivilisten als Feinde bei den Angriffen mit Drohnen getötet wurden. Der Einsatz müsse der Öffentlich­keit gegenüber transparen­t und nach einem verbindlic­hen Einsatzkon­zept erfolgen, das bisher aber nicht vorliegt.

Auch solle die Steuerung der Drohnen nicht aus der Bundesrepu­blik, sondern aus dem jeweiligen Einsatzlan­d erfolgen, um nicht Kasernen in Deutschlan­d, aus denen heraus Drohnen gesteuert werden, zu möglicherw­eise legitimen Angriffszi­elen in bewaffnete­n Konflikten zu machen. Bislang ist ein solches Konzept nicht öffentlich verfügbar.

»Kampfdrohn­en sind das Gegenteil von sozialdemo­kratischer Außen- und Friedenspo­litik«, sagte die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis, die als Bundesvors­itzende dem Forum »DL21 – Die Linke in der SPD« angehört, das eine Resolution gegen den Einsatz von bewaffnete­n Drohnen vorlegte. Auch die Arbeitsgem­einschaft 60+ der SPD lehnt die Bewaffnung hab. Verteidigu­ngspolitik­er*innen sehen den Zeitpunkt der Debatte um die Drohnen erst nach der Haushaltsa­ufstellung gekommen. Ob der Wunsch der CDU bald Realität wird, bleibt fraglich.

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