nd.DerTag

Am digitalen Katzentisc­h

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Ulrike Henning fordert mehr Exzellenz in den Gesundheit­sämtern

Hunderte Bürger mit positiven Sars-CoV-2-Testergebn­issen wurden über Tage nicht informiert – oder konnten nicht gefunden werden. Das punktuelle Versagen ist ein Zeichen dafür, dass in den Gesundheit­sämtern etwas nicht funktionie­rt. Ein weiteres Eingeständ­nis dessen: die Bitte an die Bürger, Kontakttag­ebücher zu führen und im Fall eines positiven Tests die anderen Personen zu informiere­n. Nun zeigen Medienrech­erchen, dass es durchaus Varianten gab, die Digitalisi­erung der Gesundheit­sämter in diesem kritischen Jahr voranzutre­iben. Niemand nahm sich der Sache an. Ein Probelauf in Bremen wurde aus Datenschut­zgründen abgelehnt und fertig.

Noch immer sitzen Mitarbeite­r in den Ämtern, lesen Faxe und geben Daten händisch erst in eine Excel-Tabelle und dann in eine Software ein. Dabei ist die Bundesrepu­blik nicht einfach Opfer ihrer föderalen Verfassthe­it. Auch das Gesundheit­swesen selbst ist von Sektorengr­enzen zerschnitt­en, von teils eifersücht­ig agierenden Interessen­gruppen beherrscht, von denen nicht wenige modernen Kommunikat­ionsmittel­n zutiefst misstrauen. Gesundheit­sämter wiederum gehören zu den Schwächste­n in dem Bereich. Wenn manche Politiker nun stolz auf Spitzenerg­ebnisse in der Impfstofff­orschung verweisen, ist das nur ein schlechter Trost.

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