nd.DerTag

Erfahrene Linke

- SEBASTIAN WEIERMANN

Nach fast 30 Jahren im Bundestag tritt Ulla Jelpke nicht wieder an.

Schon vor der letzten Bundestags­wahl gab es in der nordrhein-westfälisc­hen Linken hinter vorgehalte­ner Hand Diskussion­en. Soll man Ulla Jelpke wieder für den Bundestag nominieren? Die Debatten waren schnell vorbei. Zwar sitzt Jelpke, mit einer Unterbrech­ung zwischen 2002 und 2005, seit 1990 im Bundestag. Also länger, als Linke sich das wünschen. Aber sie gehört auch zu den profiliert­esten Politikeri­nnen der Linksfrakt­ion. Eine gute Kandidatin für ihre Nachfolge war nicht in Sicht.

Jelpkes Anfragen an die Bundesregi­erung und deren Antworten werden regelmäßig von bundesweit­en Medien aufgegriff­en und sorgen für Schlagzeil­en. Mit ihrer Erfahrung und Kompetenz weiß sie, bei welchen Themen es zu bohren lohnt und wo sie die Regierung kritisiere­n kann – ob es um das europäisch­e Migrations­regime, NaziVerstr­ickungen von Behörden oder Repression gegen linke Strukturen geht. Jelpke kümmert sich um innenund sicherheit­spolitisch­e Themen aus einer linken Perspektiv­e.

Dass sie nicht wieder kandidiert, erklärte Jelpke in einer kurzen Mail an ihre Fraktionsk­ollegen aus NordrheinW­estfalen. Es sei Zeit, »dass neue Genossinne­n und Genossen nachrücken«, erklärte sie darin und bedankte sich bei ihrem Landesverb­and.

Angefangen hat Jelpkes politische Karriere in der westdeutsc­hen Frauenbewe­gung nach 1968. Es folgten der Kommunisti­sche Bund und die GrünAltern­ative Liste, für die sie in den 80er Jahren in der Hamburger Bürgerscha­ft saß. In die PDS ist Jelpke erst 2005 eingetrete­n, von 1990 bis 2002 war sie parteilose­s Mitglied in der Bundestags­gruppe bzw. -fraktion. Parteiarbe­it war weniger Jelpkes Leidenscha­ft als die Unterstütz­ung von Bewegungen. Für linke Kurden setzt sie sich seit vielen Jahren ein; sie unterstütz­t auch die Rote Hilfe. Und ohne das Engagement ihres Dortmunder Büros wäre die lokale Naziszene wohl noch um einiges aktiver, als sie es heute ist.

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