nd.DerTag

Seit’ an Seit’ mal ohne Streit

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Die Zeiten der offen ausgetrage­nen Querelen sind in der Berliner SPD derzeit vorbei. Kein Wunder, seit Monaten dümpeln die Sozialdemo­kraten teilweise auf Platz 4 der Meinungsum­fragen. Da liegt die Hoffnung nahe, dass neues Spitzenper­sonal zu einem Aufschwung führt. Statt Streit’ an Streit’ heißt die aktuelle Devise angelehnt an das Arbeiterli­ed wieder Seit’ an Seit’. Wie lange das Bündnis zwischen Giffey, die dem rechten Flügel zugeordnet wird, und Saleh, der der Parteilink­en zuzurechne­n ist, hält, wird eine der interessan­ten Fragen in der Zukunft.

Inhaltlich wird sich die SPD mit ihren neuen Vorsitzend­en von der aktuellen rot-rot-grünen Koalition weiter abgrenzen, um Profil zu gewinnen. So etwas wie ein Rechtsschw­enk zeichnete sich in ersten Erklärunge­n bereits ab. Ähnliche Erfahrunge­n hat die Linke bereits in den ersten rot-roten Regierunge­n in Berlin machen müssen. Auch die CDU hat erlebt, wie schwierig es 2016 wurde, noch eine gemeinsame Politik in der Großen Koalition mit der SPD hinzubekom­men. Bereits jetzt hört man häufig aus der Mitte-links-Koalition, dass verabredet­e Projekte nur noch unter Schwierigk­eiten umgesetzt werden können. Immerhin ist es gelungen, einen Nachtragsh­aushalt auf die Beine zu stellen, um die Folgen der Krise abzumilder­n.

Wenn von »der« SPD die Rede ist, muss man in Berlin indes vorsichtig sein. Eine kohärente Partei gibt es nicht. Saleh und Giffey kommen aus zwei unterschie­dlichen Flügeln. Dazu gibt es noch ein drittes Lager, nämlich das des Regierende­n Bürgermeis­ters Michael Müller, der den Parteivors­itz nun zwar aufgibt. Aber, wie er in einem Interview mit »nd« vor Kurzem betonte, auf jeden Fall Regierende­r Bürgermeis­ter bleiben will. Einen vorzeitige­n Stabwechse­l im Roten Rathaus zu Giffey würden Grüne und Linke auch nicht mitmachen. Dieser Machtpol bleibt also bei Müller, der dann den Klaus Wowereit machen könnte. Frei nach dem Motto: Was schert mich die Partei?

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FOTO: ND/F. SCHIRRMEIS­TER Martin Kröger befürchtet, dass die SPD mit Giffey und Saleh »R2G« abhakt

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