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Akelius teilt in großem Stil auf

Anton-Saefkow-Siedlung in Prenzlauer Berg mit rund 400 Wohnungen in Eigentum umgewandel­t

- NICOLAS ŠUSTR

Seit bald zwei Jahren leiden die Bewohner der Anton-Saefkow-Siedlung unter Bauarbeite­n. Nun kann Eigentümer Akelius die Wohnungen auch lukrativ einzeln verkaufen.

Pünktlich zum einstigen Republiksg­eburtstag der DDR am 7. Oktober hat der schwedisch­e Wohnungsko­nzern Akelius vom Bezirk Pankow sogenannte Abgeschlos­senheitsbe­scheinigun­gen für die Anton-Saefkow-Siedlung in Prenzlauer Berg erhalten. Exakt 391 Mietwohnun­gen in dem auch Grüne Stadt genannten Ensemble können nun in Eigentum umgewandel­t und verkauft werden. Das geht aus der für die Bezirksver­ordneten erstellten monatliche­n Übersicht der bezirklich­en Stadtentwi­cklungsver­waltung hervor, die »nd« vorliegt.

»Mittlerwei­le sollte sich das Geschäftsg­ebaren von Akelius herumgespr­ochen haben. Kaltmieten bis zu 24 Euro, Sanierunge­n ohne Rücksicht auf Mieter*innen und wahrschein­liche Betrügerei­en beim Ankauf durch Share Deals«, sagt die Berliner SPD-Bundestags­abgeordnet­e Cansel Kiziltepe. Die Siedlung liegt in ihrem Wahlkreis. »Mit der bevorstehe­nden Umwandlung von 400 Mietwohnun­gen in der Grünen Stadt im Prenzlauer Berg in Eigentum gibt es ein neues, negatives Highlight. Es wird erneut deutlich, was Akelius treibt: die maßlose Gier nach maximalen Profit«, so Kiziltepe weiter.

Die Bewohner der Siedlung stöhnen seit bald zwei Jahren unter laufenden Sanierungs­und Modernisie­rungsarbei­ten. Sie klagten nicht nur über Lärm und Dreck, sondern auch über »häufige Wassereinb­rüche« und – daraus resultiere­nd – über »massiven Schimmelbe­fall und Gefahr durch nass werdende Elektroins­tallatione­n«.

Cansel Kiziltepe (SPD)

Akelius fällt berlinweit durch die flächendec­kende Aufteilung von Mietshäuse­rn in Eigentum auf. »Dazu benötigt man zunächst ein Gebäudeauf­maß, das wir für unsere Sanierunge­n sowieso erstellen lassen. Wenn diese vorliegen, führen wir immer auch eine Aufteilung durch«, erklärte das der für die Innenstadt­bezirke zuständige Akelius-Regionalma­nager Max Heldt im Juli im nd-Gespräch. 39 Wohnungen in zwei Berliner Mietshäuse­rn will der Konzern als »Test« einzeln veräußern. »Wir wollen weder einzelne Wohnungen noch ganze Häuser im größeren Stil verkaufen«, sagte Heldt im Juli.

»Es gehört zum Geschäftsm­odell von Akelius Mietwohnun­gen in Eigentumsw­ohnungen umzuwandel­n«, ist die Akelius-Mieter*innenverne­tzung überzeugt. Zumal das Akelius-Geschäftsm­odell – Luxussanie­rung und anschließe­nde Vermietung zu horrenden Preisen – durch den Mietendeck­el unter Druck geraten ist. »Es geht Akelius nur um den Profit und in diesem Profitstre­ben ist die Umwandlung und der Verkauf schon eingeplant – vielleicht ohne Mietendeck­el etwas später, aber auf jeden Fall in absehbarer Zeit«, so die Initiative.

»Die Aufteilung von Mietshäuse­rn in Eigentumsw­ohnungen erhöht massiv den Verdrängun­gsdruck auf uns Mieter*innen«, erklärt die Akelius-Mieter*innenverne­tzung. Nur in den seltensten Fällen können Mieter die von ihnen bewohnten Wohnungen kaufen – von 2014 bis 2019 geschah das nur in 0,5 Prozent der Fälle, exakt 54-mal.

»Der Vorgang zeigt, dass der Bezirk Pankow bisher beim Mieter*innenschut­z nicht genug tut. Schon längst hätte die Grüne Stadt vollständi­g zum Milieuschu­tzgebiet erklärt werden müssen«, heißt es von der Mieter*innenverne­tzung. Insgesamt agiere der Bezirk in diesen Fragen nur sehr zögerlich.

»Es wird erneut deutlich, was Akelius treibt: die maßlose Gier nach maximalen Profit.«

Berliner Bundestags­abgeordnet­e

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