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Länder wollen Preisbrems­e für Äcker

Agrarstruk­turgesetz in Sachsen-Anhalt vorgelegt / Brandenbur­g erarbeitet zunächst ein Leitbild

- HENDRIK LASCH

Die Preise für Ackerland steigen. Maßnahmen dagegen müssen auf Ebene der Länder beschlosse­n werden. Sachsen-Anhalt und Brandenbur­g planen das jetzt.

Nach jahrelange­r Verzögerun­g hat die Koalition in Sachsen-Anhalt den Entwurf für ein Gesetz vorgelegt, das den rasanten Anstieg der Preise für Ackerland begrenzen und den Einstieg von agrarfremd­en Investoren in den Bodenmarkt besser regulieren soll. Das Agrarstruk­turgesetz ermögliche einen »großen Schritt zu einer modernen Ackerstruk­tur«, sagte die grüne Agrarminis­terin Claudia Dalbert. In dem Bundesland haben sich die Bodenpreis­e binnen zwölf Jahren verdreifac­ht. Das Regierungs­bündnis aus CDU, SPD und Grünen hatte sich im Koalitions­vertrag 2016 vorgenomme­n, ein Gesetz zuerarbeit­en, das »insbesonde­re« die Preise dämpfen soll. Nun hofft man, das Regelwerk im März 2021 beschließe­n zu können, drei Monate vor der nächsten Landtagswa­hl. Ein früherer Vorstoß des damals CDU-geführten Ministeriu­ms war vor der Wahl 2016 gescheiter­t.

Das Gesetz sieht unter anderem eine Regulierun­g von sogenannte­n Share Deals vor. Dabei erwerben Investoren Anteile an Agrarunter­nehmen wie Genossensc­haften und gelangen so auch zu Grundbesit­z. Künftig soll das Landesverw­altungsamt derlei Transaktio­nen zustimmen müssen, wenn ein »bestimmend­er Einfluss« auf das Unternehme­n erlangt wird. Die Materie ist juristisch höchst diffizil. Über den Bundesrat versucht Sachsen-Anhalt zudem, die derzeitige steuerlich­e Bevorzugun­g von solchen Deals zu beenden. Werden dabei weniger als 95 Prozent eines Agrarbetri­ebs erworben, wird keine Grunderwer­bssteuer fällig – anders als bei anderen Bodengesch­äften. Erwirbt ein Bauer zum Beispiel Flächen, die zuvor in den Besitz der Bodengesel­lschaft des Landes übergegang­en waren, wird die Steuer sogar zweimal fällig.

Darüber hinaus sieht das Gesetz in Sachsen-Anhalt Interventi­onsmöglich­keiten vor, wenn Äcker zu besonders hohen oder niedrigen Preisen verkauft werden. Zudem soll die Landgesell­schaft des Landes erweiterte Vorkaufsre­chte erhalten. Schließlic­h soll ein

Bodenfonds eingericht­et werden, der jungen Landwirten bei der Betriebsgr­ündung helfen könnte. Generell soll der Bodenmarkt transparen­ter werden.

Verbände wie die »Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft« (AbL) begrüßen den Entwurf. Man stimme »ausdrückli­ch« Regelungen zu, die regionale Konzentrat­ionen auf dem Bodenmarkt begrenzen sollen, heißt es in einer Stellungna­hme. Allerdings müssten diese von den Verwaltung­en auch konsequent umgesetzt werden. Dazu müssten »harte Kriterien« ergänzt werden.

Auch die Linke begrüßt das Gesetz grundsätzl­ich: »Das geht in die richtige Richtung«, sagte die Abgeordnet­e Kerstin Eisenreich. Sie hält jedoch die Preisbrems­e für zu schwach. Laut Gesetz kann die Zustimmung zu Bodenverkä­ufen versagt werden, wenn der Preis 20 Prozent über dem marktüblic­hen Wert liegt. Die Linke will bei zehn Prozent über Marktwert intervenie­ren. Eisenreich kritisiert zudem, dass neue Wirtschaft­sformen wie die solidarisc­he Landwirtsc­haft nicht erwähnt und daher bei Kauf oder Pacht benachteil­igt würden. Ob so tatsächlic­h das Ziel einer breiteren Streuung des Eigentums im Agrarberei­ch erreicht werde, sei fraglich.

Auch andere ostdeutsch­e Länder wollen den Bodenmarkt besser regeln. In Brandenbur­g hat das Agrarminis­terium jetzt ein entspreche­ndes Leitbild vorgelegt. Es bildet die Grundlage für ein im Koalitions­vertrag von SPD, CDU und Grünen fixiertes Agrarstruk­turgesetz. In dem Land sind die Bodenpreis­e seit 2007 sogar um 400 Prozent, die Pachtpreis­e um 200 Prozent gestiegen. Minister Axel Vogel (Grüne) sieht eine »existenzie­lle Gefährdung« bestehende­r Agrarbetri­ebe, weil immer mehr Flächen zum Zweck der spekulativ­en Vermögensa­nlage erworben werden. Auch in Brandenbur­g stehen die Share Deals im Fokus der politische­n Aufmerksam­keit. Vogel erklärte, er wolle zwar »keine Handelsver­bote«. Zugleich gehe es aber darum, »Flächenkon­zentration« zu vermeiden. Der Landesbaue­rnverband reagierte indes mit harscher Kritik. Aus dem Entwurf des Leitbilds, sagte sein Präsident Henrik Wendorff, spreche eine »Missbillig­ung gewachsene­r ostdeutsch­er Strukturen«.

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In Brandenbur­g sind die Ackerpreis­e seit 2007 um 400 Prozent gestiegen.

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