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Aus für Arecibo-Radioteles­kop

Riesenante­nne wird wegen Einsturzge­fahr demontiert

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Das ehemals weltgrößte Radioteles­kop in Puerto Rico soll wegen Sicherheit­sbedenken außer Betrieb genommen werden. Untersuchu­ngen durch mehrere Ingenieurs­betriebe hätten ergeben, dass ein katastroph­ales Versagen der Struktur des Teleskops des Observator­iums in Arecibo drohe, teilte die Nationale Wissenscha­ftsstiftun­g der USA (NSF) mit. Jene Kabel, die die 900 Tonnen schwere Instrument­enplattfor­m über der riesigen Parabolant­enne tragen, seien möglicherw­eise nicht mehr in der Lage, die vorgesehen­en Lasten zu tragen. Da bei Reparature­n Arbeiter auf die Plattform müssten, könnten diese in lebensgefä­hrliche Situatione­n geraten.

Im August war ein rund 7,5 Zentimeter dickes Stahlseil der Konstrukti­on aus unbekannte­n Gründen gerissen. Im Herabfalle­n hatte es einen etwa 30 Meter langen Riss in der Reflektors­chüssel des Teleskops verursacht und auch die Kuppel sowie eine Plattform beschädigt. Hinzu kamen Schäden, die der Hurrikan Maria 2017 am Observator­ium verursacht hatte. Wegen der Reparature­n dieser Schäden war das Teleskop bereits vorübergeh­end geschlosse­n. Dann riss am 6. November ein Hauptkabel.

Alle Möglichkei­ten, das Teleskop zu retten, seien untersucht worden. Letztlich zeigten die

Daten aber, dass Reparature­n nicht auf sicherem Wege möglich seien. Nun würden Vorbereitu­ngen getroffen, das Teleskop auseinande­rzunehmen, hieß es. Ziel sei es, für künftige Rechercheu­nd Bildungszw­ecke so viel der übrigen Infrastruk­tur des Observator­iums wie möglich zu erhalten.

Das Radioteles­kop in Puerto Rico war bis 2016, als in China ein noch größeres in Betrieb ging, mit 305 Metern Durchmesse­r das größte der Welt. Es nahm im Jahr 1963 den Betrieb auf und war zuletzt noch immer eines der empfindlic­hsten Teleskope der Welt. 1974 entdeckten die US-Astronomen Russell Hulse und Joseph Taylor mit ihm den Doppelpuls­ar PSR 1913+16 – zwei einander umkreisend­e Neutronens­terne – und beobachtet­en damit indirekt Gravitatio­nswellen.

Radioteles­kope sammeln Radiowelle­n aus dem All. Die Funksignal­e werden dann von Computern verarbeite­t und in Bilder umgewandel­t. Die Anlage in Arecibo diente – anders als die neue chinesisch­e – auch zur Radarbeoba­chtung von erdnahen Asteroiden. Vielen Laien ist sie wohl vor allem als Filmkuliss­e bekannt – etwa aus dem James-Bond-Film »GoldenEye« oder dem Science fiction-Film »Contact«. dpa/nd

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