nd.DerTag

über Leiharbeit; Birthe Berghöfer über den

Simon Poelchau über Leiharbeit in der Fleischind­ustrie

- Simon Poelchau

Es war schon erbärmlich, wie sich die Union verhalten hat. Nachdem im Juni wegen Corona-Ausbrüchen bei dem Fleischrie­sen Tönnies die miserablen Arbeitsbed­ingungen in der Branche skandalisi­ert wurden, wollte Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil handeln, Werkverträ­ge und Leiharbeit verbieten. Doch der Koalitions­partner bremste ihn aus. Die Bratwürste würden im Sommer sonst knapp werden, war das Argument. Nun konnte sich Heil anscheinen­d aber durchsetze­n. Die Koalition einigte sich am Freitag auf ein Arbeitssch­utzkontrol­lgesetz. Jetzt sei endlich Schluss »mit den Sub-, Sub-, Subunterne­hmen und der organisier­ten Verantwort­ungslosigk­eit« in der Fleischind­ustrie, tönte der Minister.

Doch bekanntlic­h steckt der Teufel im Detail. Und so wurden der Fleischind­ustrie genügend Schlupflöc­her ins Gesetz geschriebe­n, damit möglichst viel beim Alten bleibt. Zwar sollen Werkverträ­ge komplett, Leiharbeit aber nur mit Ausnahmen verboten werden. Sie soll etwa für vier Monate im Jahr möglich sein, damit die Industrie auf angebliche Auftragssp­itzen zum Beispiel in der Grillsaiso­n reagieren könne. Dabei ist dies nur ein Scheinargu­ment, da nur selten Frischflei­sch in den Theken der Discounter landet. Das meiste wird vorproduzi­ert und eingefrore­n. Auch wurde es den Gewerkscha­ften und Betriebsrä­ten aufgezwung­en, jetzt mit Tönnies und Co. über Leiharbeit in den Unternehme­n zu verhandeln, statt der ganzen Sache per Gesetz ein Riegel vorzuschie­ben.

Die Ausbeutung wird also auch im nächsten Jahr weitergehe­n. Nur mit ein paar anderen Methoden. Dafür hat die Union gesorgt.

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